Dienstag, 23. April 2024 - 18:05 Uhr

Dietrich ll von der Schulenburg

Dietrich II. von der Schulenburg, Bischof von Brandenburg
Ein Aufsatz von Günter Schröder, Apenburg

Die Nachforschungen über historische Persönlichkeiten aus vergangenen Jahrhunderten findet man oft gleichlautende Texte oder Zitate, weil die wenigen Quellen häufig zitiert werden oder dem Autor nicht zur Verfügung standen.
Auch im Falle Dietrichs II. von der Schulenburg, Bischof von Brandenburg, findet man vor allem zu Jahreszahlen widersprüchliche Angaben.
Hier sollen die Darlegungen Johann Friedrich Danneil aus „Das Geschlecht der von der Schulenburg“ Band 2, Salzwedel 1847 wiedergegeben werden. Ergänzende Zusätze sind gekennzeichnet.

Bernhard I: Gilt als der Begründer der weißen Linie der von der Schulenburg. In den „Stammtafeln der von der Schulenburg“, Danneil, Salzwedel 1847 wird Bernhard I. unter Nr. 9 als Begründer der weißen Linie genannt.

Bernhard hatte fünf Söhne:
1.  Nr. 156: Werner V., Knappe auf Beetzendorf und Apenburg
2.  Nr. 157: Henning I. Knappe auf Beetzendorf und Apenburg
3.  Nr. 158: Siegfried II. Knappe
4.  Nr. 159: Bernhard III. Canonicus zu Stendal, Domherr zu Magdeburg,
……………………………………Domkellner zu Halberstadt
5.  Nr. 160: Dietrich III., als Dietrich II. Bischof zu Brandenburg
……………….( Danneil gibt bei ihm die Jahreszahlen 1346 – 1393 an. Dabei kann es
……………….sich nicht um das Geburtsdatum handeln, da andere Autoren, z-B.
……………….Schulze, Moeller, geben an, dass Dietrich wahrscheinlich um 1330
……………….in Beetzendorf geboren wurde. 1346 könnte das Jahr der ersten
……………….urkundlichen Erwähnung sein.)

Im folgenden wird der Text Danneils ab Seite 310 wiedergegeben. Die Bilder wurden hinzugefügt.
160.
Dietrich III. (von der Schulenburg) als Bischof (Dietrich II.)  zu Brandenburg
1346 – 1393
Zuerst wird Dietrich in einer Urkunde von 1346 und zwar als der jüngste unter seinen Brüdern erwähnt. Es scheint daraus zu folgen, daß er sich erst später, nach erlangter Volljährigkeit, in den geistlichen Stand begeben habe. Dann ist aber sein schnelles Emporkommen auffallend, da er schon 1349 Bischof zu Brandenburg war. Denn daß der der in der Urkunde von 1346 genannte Dietrich mit dem nachherigen Bischof dieselbe Person ist, geht aus der Zusammenstellung der Urk. mit der von 1374 (Gerken S. 601) hervor, man müßte denn das Unwahrscheinliche annehmen, daß Bernhard I.  zwei Söhne mit demselben Vornamen Dietrich gehabt hätte.
Welche geistliche Würde er früher bekleidete, bevor er 1349 Bischof ward, ist unbekannt.
( Hier irrt Danneil wahrscheinlich, denn Lentz, Diplomatische Stiftshistorie  von Brandenburg, 1750 gibt das Jahr 1351 und Moeller, Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen, schreibt auf S. 199, daß Dietrich ab 1363 Domprobst und ab 1365 als Dietrich II. Bischof zu Brandenburg war.)
Da der Falsche Waldemar 1348 bis 1350 in der Mark auftrat, fallen die Auseinandersetzung um dessen Person nicht in die Bischofszeit Dietrichs. Deshalb wird dieser Abschnitt bei Danneil hier übersprungen.)

Schon vorher 1353 ward Dietrich mit Albrecht , Fürsten von Anhalt, in eine Fehde verwickelt, die aber durch Vermittlung des Erzbischofs zu Magdeburg beigelegt ward. Aus dieser Vermittlung des Magdeburgischen Prälaten folgt denn auch, daß die Fehde nicht wegen Waldemar herbeigeführt war, dessen Partei der Bischof ergriffen hatte. In der Folge sehen wir den Bischof Dietrich häufig im Hoflager der Markgrafen, besonders im Gefolge des Markgrafen Otto 1364 in Nauen; 1368 den 10. November zu Salzwedel; den 21. und 22. November zu Pritzwalk; 1369 den 17. Februar zu Berlin, wo er den Schulenb. das Angefälle auf die Güter der v. Wallstawe und Gumprechts v. Wanzleben ertheilte; am 19. März zu Tangermünde, als Markgraf Otto die Münze in Stendal verkaufte; am 3. November in Salzwedel ; 1370 den 28. Januar und 15. August in Stendal; 1372 den 5. und 20. Januar und den 29. Oktober in Berlin. Der Markgraf Otto nannte ihn fautorem atque Consilarium nostrum sincere dilectum ob meritorum suorum multiplicium nobis exhibitorum instantim. Die an ihm gerühmten Verdienste bezogen sich auch mit darauf, daß der Bischof dem verschwenderischen Markgraf theils durch außerordentliche Unterstützungen aus seiner Diocese 1370, theils im folgenden Jahre durch ein Darlehen mit 10 pEt, zu verzinsen aus der Verlegenheit riß.
Auch Karl IV. erkannte bald die Brauchbarkeit des Bischofs und machte ihn 1374 zu seinem Rath mit einer Jährlichen Besoldung von 100 Mark , und auf seinen Betrieb mit der Krone Böhmen 1574 (offensichtlich ein Druckfehler; richtig: 1374) auf dem Landtage zu Tangermünde zu Stande. Karls Nachfolger Sigismund würdigte den Bischof seines besonderen Vertrauens, indem er ihn 1383 zum Vorsteher der Mark und zum Reichsverweser einsetzte. Als solcher war er 1383 in Salzwedel und stellte einen Lehnsbrief für sein Geschlecht über Ladekath und Rohrberg aus. Aber der Bischof scheint seine große Gewalt gemißbraucht und den Geistlichen zugleich zu sehr geltend gemacht zu haben. Sigismund entzog ihm sein Vertrauen, und verwies ihm sehr, daß er den geistlichen Bann über die Städte geschleudert hatte, ohne sie vorher bei ihm als ihrem alleinigen Richter verklagt zu haben, und daß seine Officialen sich anmaßten, die Städte nach Gefallen vor sich zu fordern. Wahrscheinlich ward er seines Amtes als Vorsteher der Mark entlassen, da wir bald nachher Lippold v. Bredow als Verweser der Mark finden. Die traurige Regierung in der Mark und die zunehmende Macht des Adels hatten mannigfaltige Fehden zu Folge, die besonders das Brandenburgische Stift trafen, in welches der Erzbischof zu Magdeburg, die elende Lage der Mark benutzend, ebenfalls häufig feindliche Einfälle machte, so daß der Bischof von Brandenburg öfter in Fehden verwickelt ward. Dies brachte den Wohlstand des Stiftes herunter und es gebrach demselben nicht selten an Mitteln zu seiner Erhaltung. Das Domstift sah sich sogar genötigt, einzelne Mitglieder aus ihrer Mitte anderen Stiften zu empfehlen. So hat 1385 das Dom-Kapitel zu Brandenburg den Erzbischof von Riga einem Domherrn auf ein paar Jahre in seinem Stifte Subsistenzmittel  zu verschaffen, weil durch den Erzbischof von Magdeburg Albert dem Stifte ein zu ungeheurer Schaden zugefügt sei, daß die Domherren nicht leben könnten, sondern ihren Unterhalt anderswo zu suchen gezwungen würden. Zu diesen Kriegsleiden kam die unersättliche Habsucht des Papstes, der nicht Gründe genug ersinnen konnte, um besonders die deutschen Kirchen zu pressen. Im Jahre 1359 forderte Innozenz VI. außer den festgesetzten Abgaben eine zweijährige Steuer vom Stifte, wahrscheinlich wegen des aufgehobenen Interdikts; Urban V. verlangte von ganz Europa, also auch vom Brandenb. Stifte den sechzigsten Theil von allen Einkünften der DomKapitel, Abteien. Stifter und Klöster des Ordens der Benedictiner, angeblich um die durch ein Erdbeben vor etwa 20 Jahren zerstörte Abtei Monte Cassino, wo der Stifter des Benedictiner-Ordens gestorben war, wieder herstellen zu lassen. Zu   den vom Papste ernannten Erhebern dieser beträchtlichen Contribution gehörte auch der Brand. Bischof Dietrich. Da man sich nicht so sehr beeilte, die geforderte Zahlung zu leisten und die Drohungen mit dem Bannstrahl schon so ziemlich abgenutzt waren, so ward diese Versäumnis eine neue Quelle von Lasten. Der Päpstliche Stuhl schickte einen Nuntius zur Einsammlung der Gelder nach Deutschland in der Person des Patriarchen von Alexandrien Johann, der ein überaus großes Gefolge um sich hatte. Der Patriarch erhielt täglich 15 Goldgulden (gegen 30 Rthlr.)  Diätenauf Kosten des Stifts, wo er war, ohne die Naturalverpflegung des Trosses, der seine Unverschämtheit aufs Aeußerste trieb, und nach Abzug derselben mußte 1372 das Stift noch 200 Gulden an Zehrungskosten zahlen. Kaum waren diese beiden Contributionen erhoben, als Gregor XI. 1373 eine neue einforderte. Er schickte Camerae apostolicae collector, levator et executor decimae papalis an die deutschen Stifter, um einen außerordentlichen Zehent unter dem Vorwande, die Gelder zu einem Türkenzuge nötig zu haben, einzufordern. Kaiser Karl IV. hatte den Bischöfen die Weisung gegeben, sich diesem Ansinnen des Papstes zu widersetzen. Der Erzbischof Peter von Magdeburg berief daher seine Suffraganen, also auch unsern Dietrich nach Giebichenstein , die den Beschluß faßten, diese Steuer schlechterdings nicht zu zahlen. Ein zweiter Nuntius, der später dieser Steuer wegen abgesandt ward, erhielt täglich 10 Goldgulden Diäten  und der Erzbischof, der sich Anfangs hartnäckig weigerte, Zahlung zu leisten, sah sich dennoch veranlaßt, 6000 Gulden aus seinem Erzbisthum zu bewilligen. Nach der Gewohnheit kam 1379 noch eine Nachliquidation für Zehrungskosten, die für das Brandenb. Stift 118 Goldgulden betrugen. Durch die vielfachen Fehden in  der Mark und durch den 20jährigen Bann, der auf der Mark geruhet hatte, war der Sinn für das Kirchliche bedeutend gesunken, und der krasseste Aberglaube in den mannigfaltigsten Formen herrschte neben der Verachtung alles Göttlichen. Eine alte Nachricht aus dieser Zeit sagt, daß es damals viel Menschen gegeben habe, welche in 30 Jahren keine Messe gehört und die nach dem aufgehobenen Interdict die Geistlichen beim Lesen der Messe verlacht hätten. Die Wallfahrten nach dem Wilsnacker Wunderblute hatten. als Dietrich den Bischofsstuhl inne hatte, bereits begonnen und halb Europa kam dadurch in Bewegung. Auch Bischof Dietrich ertheilte allen denen die diese Wallfahrt unternehmen würden, 1384 einen Ablaß. Aber auch im Brandenburgischen Bistum gab es Wallfahrtsörter, die zwar nicht zu dem Ansehen wie Wilsnack gelangten, aber doch von den Abergläubigen stark besucht waren. Bischof Dietrich sagt selbst, daß die Kapelle der Jungfrau Maria auf dem Brandenburger Berge von Alters her durch fast ganz Deutschland bekannt und von Wallfahrten zum großen Nutzen des Probstes und des Stiftes besucht gewesen sei, daß aber in den neuesten Zeiten die Kirche zu Nikamer bei Nauen besonders in Ruf gekommen sei und daß die Masse der Wallfahrenden sich dahin gezogen habe.
In den Klöstern hatte die Sittenlosigkeit einen hohen Grad erreicht und die Ordensregeln wurden gänzlich vernachlässigt. Auch die übrige Geistlichkeit war dem geistlichen Leben ganz entfremdet und führte ein weltliches Leben in Ueppigkeit, kleidete sich in farbige Tuche und unterließ sogar sich der Tonsur zu unterwerfen, widmete sich dagegen nicht selten bürgerlichen Beschäftigungen. Dies Alles veranlaßte Bischof Dietrich 1350 eine große Synode zu Brandenburg zu halten und auf derselben der Geistlichkeit seiner Diöces ihre Pflichten nachdrücklichst einzuschärfen.
Im folgenden Jahre veranlaßte er eine Reformation des Nonnenklosters zu Friedland, das ganz von der Ordensregel abgewichen war. Viele andere Handlungen als Bischof, als Bestätigung von Renten-Verkaufs-Urkunden, Einweihung neuer Kirchen und Kapellen, Sicherungen der Einnahme der Geistlichkeit, Schlichtung von Streitigkeiten und dergleichen mögen hier übergangen werden. Wer sie vollständig kennen zu lernen wünscht, findet in Gercken Stifthistorie S. 160 – 198. Befriedigung. Nur eine Verordnung von 1372 werde noch erwähnt, nach welcher dem Pfarrer in der Neustadt Brandenburg die Erlaubniß ertheilt wird, eine geweihete Hostie öffentlich in einer Monstranz an 6 Festtagen in Brandenburg herum zu tragen, unter der Bedingung, daß die Juden während der Procession in ihre Häuser eingeschlossen werden sollten.  Endlich ist noch zu erwähnen, daß Dietrich bei der feierlichen Einweihung des Magdeburger Doms am 22. Oktober 1363 gegenwärtig war. An den väterlichen Erbgütern scheint er noch Antheil gehabt zu haben, denn 1376 schloß er mit der Familie einen Vergleich wegen einiger Güter.

Er starb am 26. April 1393

 

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