Die Feldsteinkirche von Wistedt

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Von Paul Meitz, Binde im April 1999
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Feldsteinkirche bietet viel Sehenswertes

Ein Fabelwesen wartet in Wistedt auf seine Deutung


Wistedt. Als das heutige Wistedt unter seinem damaligen Namen Wystede im Jahre 1393 erstmals urkundlich in Erscheinung trat, war seine Kirche noch nicht einmal geplant. Auf den ersten Blick wirkt die kleine, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete Feldsteinkirche bescheiden und schmucklos. Die erst im 17. Jahrhundert rechteckig vergrößerten Fenster beeinflussen das Gesamtbild negativ. Das erhrwürdige, mehrfach abgetreppte spitzbogige Südportal kann diesen Eindruck etwas mildern.
Das Innere der kleinen Kirche überrascht dagegen jeden Besucher mit einer Vielzahl an Sehenswertem. Beim Eintritt fällte der Blick auf einen aus Backsteinen errichteten Altar mit einem großen hölzernen Aufsatz. Sind die Flügel des Aufsatzes geschlossen, zeigen sie die im Mittelalter entstandenen symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten: Matthäus als Engel, Marcus als Löwe, Lucas als Stier und Johannes als Adler.
Ist der Altaraufsatz aber geöffnet, so zeigt er Schnitzfiguren in großer Vollendung. Der lebhaf bewegte Gewandstil der einzelnen Figuren erinnert dabei stark an den großen Holzbildhauer Tilman Riemenschneider. So wird dieser, mit der Jahreszahl 1515 (Anno XVXV) datierte Altar, auch einem Schüler dieses großen Meisters zugeordnet.
Der Mittelschrein zeigt die Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, umgeben von vier weiblichen Heiligen. Gedeutet wurde sie als Anna Selbdritt, der Mutter Marias und Patronin der Mütter, Bergleute und Schiffer.
Barbara, Katharina und Magareta, vielfach auch als die drei heiligen Madl bezeichnet, sind die anderen. Barbara, die Patronin der Bergleute, Gefangenen und Glöckner und der Artillerie, dürfte davon die bekannteste sein.
Nach ihr wurde auch die Zusammenstellung der Witterungsverhältnisse, die beim Einrichten der Geschütze und Raketenabschußgestelle zu beachten ist, als Barbarameldung bekannt.
In den Flügeln stehen acht männliche Heilige in zwei Reihen übereinander. Georg derDrachentöter, wird davon sicher gleich erkannt. Die üppig wuchernde Legende vom Ritter Stankt Georg, der den Drachen besiegte, ist ja allgemein bekannt.

Fresken an der Wand

Auch der heilige Antonius dürfte, dank seiner Schweine, nicht schwer einzuordnen sein. Das Erkennen der übrigen sechs Heiligen, obwohl mit charakteristischen Merkmalen versehen, setzt dagegen schon die Kenntnis der biblischen Geschichte voraus.
Die Fresken, eine spätgotische Ausmalung, die nach Auskunft des Kirchenältesten Heinz Schäfer in den letzten Jahren deutlich er in Erscheinung traten, setzen dagegen noch immer viel Phantasie des Betrachters voraus. So zeigt die Ostwand mehrere Szenen eines Passionszyklus.
Bildreste an der Westwand wurden als Heilige und Petris Fischzug gedeutet.Nur ein Fabelwesen, ein Tier, das von einer kindlichen Figur mit kräftigem Schwanz gemolken wird, widerstand bisher allen Deutungsversuchen.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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