Feldsteinkirche bietet viel Sehenswertes
Wistedt. Als das heutige Wistedt unter seinem damaligen Namen Wystede im Jahre
1393 erstmals urkundlich in Erscheinung trat, war seine Kirche noch nicht einmal
geplant. Auf den ersten Blick wirkt die kleine, in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts errichtete Feldsteinkirche bescheiden und schmucklos. Die erst
im 17. Jahrhundert rechteckig vergrößerten Fenster beeinflussen das
Gesamtbild negativ. Das erhrwürdige, mehrfach abgetreppte spitzbogige Südportal
kann diesen Eindruck etwas mildern.
Das Innere der kleinen Kirche überrascht dagegen jeden Besucher mit einer
Vielzahl an Sehenswertem. Beim Eintritt fällte der Blick auf einen aus
Backsteinen errichteten Altar mit einem großen hölzernen Aufsatz.
Sind die Flügel des Aufsatzes geschlossen, zeigen sie die im Mittelalter
entstandenen symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten: Matthäus
als Engel, Marcus als Löwe, Lucas als Stier und Johannes als Adler.
Ist der Altaraufsatz aber geöffnet, so zeigt er Schnitzfiguren in großer
Vollendung. Der lebhaf bewegte Gewandstil der einzelnen Figuren erinnert dabei
stark an den großen Holzbildhauer Tilman Riemenschneider. So wird dieser,
mit der Jahreszahl 1515 (Anno XVXV) datierte Altar, auch einem Schüler
dieses großen Meisters zugeordnet.
Der Mittelschrein zeigt die Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, umgeben von
vier weiblichen Heiligen. Gedeutet wurde sie als Anna Selbdritt, der Mutter
Marias und Patronin der Mütter, Bergleute und Schiffer.
Barbara, Katharina und Magareta, vielfach auch als die drei heiligen Madl bezeichnet,
sind die anderen. Barbara, die Patronin der Bergleute, Gefangenen und Glöckner
und der Artillerie, dürfte davon die bekannteste sein.
Nach ihr wurde auch die Zusammenstellung der Witterungsverhältnisse, die
beim Einrichten der Geschütze und Raketenabschußgestelle zu beachten
ist, als Barbarameldung bekannt.
In den Flügeln stehen acht männliche Heilige in zwei Reihen übereinander.
Georg derDrachentöter, wird davon sicher gleich erkannt. Die üppig
wuchernde Legende vom Ritter Stankt Georg, der den Drachen besiegte, ist ja
allgemein bekannt.
Auch der heilige Antonius dürfte, dank seiner Schweine, nicht schwer einzuordnen
sein. Das Erkennen der übrigen sechs Heiligen, obwohl mit charakteristischen
Merkmalen versehen, setzt dagegen schon die Kenntnis der biblischen Geschichte
voraus.
Die Fresken, eine spätgotische Ausmalung, die nach Auskunft des Kirchenältesten
Heinz Schäfer in den letzten Jahren deutlich er in Erscheinung traten,
setzen dagegen noch immer viel Phantasie des Betrachters voraus. So zeigt die
Ostwand mehrere Szenen eines Passionszyklus.
Bildreste an der Westwand wurden als Heilige und Petris Fischzug gedeutet.Nur
ein Fabelwesen, ein Tier, das von einer kindlichen Figur mit kräftigem
Schwanz gemolken wird, widerstand bisher allen Deutungsversuchen.