Ein Platz für die Trauer/B>

Im 20. Jahrhundert ist es vorbei mit den siegreichen Kriegen, und Preußen stirbt und ist seit 1945 endgültig tot. Davon zeugt das Kriegerdenkmal auf dem Dorfplatz, 1921 wie die Kirche aus Feldsteinen errichtet, damals wohl auch von einigen mit dem Gedanken, Revanche zu üben, es noch einmal zu versuchen, Land zu erobern und Weltmacht zu sein. Auf ihm stehen die Namen der Gefallenen des I. Weltkriegs. 27 sind es und ein Vermißter. Ein hoher Blutzoll für ein kleines Dorf mit 500 Seelen. Der Pfarrer Pflanz weiht das Denkmal am 30. Oktober ein und schließt mit folgendem Gedicht:

Felsenfest und adlergleich

kämpftet ihr fürs Deutsche Reich,

hieltet aus in blutger Not.

Eure feste Burg war Gott.

Seiner Hand befehlen wir

euren Geist nun für und für.

Auf ihn woll`n auch wir vertraun

und auf diesen Fels erbaun,

Liebe üben, Opfer bringen,

tapfer Sünd und Tod bezwingen,

daß wie einst, vom Fels zum Meer

deutscher Adler hoch in Ehr.

Gleich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 findet in Schwiesau ein Fackelumzug statt, die schwarz-rot-goldene Fahne der Weimarer Republik wird verbrannt, die Hakenkreuzfahne wird an der Schule gehißt, Dorfplatz und Klötzer Straße werden umgetauft in "Adolf Hitler Platz" und "Hindenburgstraße". Nach 12 Jahren, im Jahre 1945, sind die ursprünglichen, die natürlichen Namen wieder da. Heute weiß fast niemand mehr, daß wir irgendwann einmal im vorigen Jahrhundert für den Dorfplatz einen Namen hatten, der wie ein Programm für Krieg und Untergang war.

Nach dem II. Weltkrieg ist es nötig, eine zweite, eine größere Tafel unter der ersten anzubringen. Das konnte erst nach der Wende am 14. November 1993 geschehen. Nun mußten 53 Namen eingemeißelt werden. Etwa 60 % der wehrfähigen Männer sind gefallen. Es gibt kaum ein zweites Dorf in der Altmark, das so viele Söhne in einem Krieg verloren hat.

Das Denkmal ist nun ein Platz für die Trauer und gegen das Vergessen.

 

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