Separation und Chaussee

Für das Dorf prägender als diese Kriege ist die Separation in Schwiesau, eine Flurbe-reinigung, die die jahrhundertealte Dreifelderwirtschaft ablöst. Stein und Hardenberg haben mit ihren Reformen 1810 die Grundlagen dafür geschaffen. Sie führt zu einer Art Gewerbefreiheit für die Landwirte. Äcker, Wiesen und Wald werden vermessen, Grenzsteine werden gesetzt, genaue Karten, oft Meisterwerke der Kartierung, werden großformatig gezeichnet. Die Rein-Charte von den Feldmarken Schwiesau und Buckau im Kreis Gardelegen vermessen, chartiert, berechnet und eingetheilt im Jahre 1838/40 vom Bau – Condukteur G. Schultz hat der Bürgermeister unter Verschluß. Auf diese Uraufnahme beziehen sich heute noch die Flurkarten von Schwiesau. 1832 gib es in Schwiesau 42 Feuerstellen und 205 Einwohner, 1801 waren es 168 und 1818 wohnen 200 im Dorf.

1843 stehen in Schwiesau 57 Wohnhäuser mit 317 evangelischen Einwohnern. Es gibt 15 Kossäthen, 27 Häusler, 16 Einlieger und einen Krug (Cyrenius, später Beneke).Die separierte Feldmark enthält 657 Morgen Aecker 3. Klasse, 39 Morgen Wiese, 4 ½ Morgen Gärten, 110 Morgen Holzungen und 10 Morgen Aenger. (Aus "Historisch geographisches-statistisch- topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg")

Nun weiß jeder genau, was ihm gehört und wofür er allein verantwortlich ist. Das Land wird nach der Separation zur Ware. Verkäufe und Ankäufe haben danach in wenigen Jahrzehnten die Besitzverhältnisse in Schwiesau stärker verändert als in den Jahrhunderten davor. Aus Ackermännern, Kossäthen, Häuslern, Einliegern werden Grundsitzer, Landwirte und Handwerker. Ein Blick in Schülerverzeichnisse der Schwiesauer Schule aus dem 19. Jahrhundert beweist das. Alte Hierarchien gehen unter, neue entstehen. Die alten Bezeichnungen verschwinden aus Schwiesaus Wortschatz und sind heute nur noch sehr wenigen geläufig. Am längsten hält sich die alte Sitzordnung in der Kirche. Von ihr weiß man heute noch zu berichten.

In den Jahren der Separation - sie hat Jahrzehnte gedauert, in Estedt war sie erst 1855 durchgeführt worden - nehmen Handel und Verkehr erheblich zu. Der Zollverein, 1834 unter Führung Preußens gegründet, erleichterte den Warenverkehr, Chausseen werden gebaut. Frankreich hatte bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts damit begonnen, die Straßen zu pflastern. In den Jahren 1840-43 bekommt auch die Altmark Chausseen: die neue Magdeburg-Lüneburger Chaussee, die bei Salchau in den damaligen Kreis Gardelegen tritt und bei Zienau, Gardelegen, Berge, Estedt über Wiepke und Kakerbeck nach Salzwedel geführt wird und die Poststraße von Gardelegen über Schwiesau nach Klötze.

 

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