Die apokalyptischen Reiter: Pest, Krieg, Hungersnot, Tod.

Das 16. Jahrhundert ist ein Jahrhundert des Schwarzen Todes, ein Jahrhundert der Pest, die seit 1348 immer wieder in Europa wütet. Am 10. August 1566 erliegt der Reformator Rieseberg der Seuche. 1598 hat Gardelegen 1167 Pesttote zu beklagen. Die Schwiesauer finden im Wald Pestopfer, die aus Furcht vor der Seuche aus Klötze geflohen waren. Noch bei der Rodung der Siedlung in der Wildbahn um 1925 erzählen die Schwiesauer von der Gaddowschen Kuhl weit im Innern der Wildbahn. Wurden dort Pestleichen eingekuhlt ?

Und das 17. Jahrhundert ist gekennzeichnet vom Dreißigjährigen Krieg. Die Dänen sind von 1620 bis 1626 in Gardelegen. Nach ihrer Niederlage folgen die Braunschweiger. Der kaiserliche General Tilly hat 1627/28 die Altmark als Winterquartier, Pappenheim löst ihn ab. Als 1630 die Schweden kommen, wird die Altmark Kriegsgebiet. 1635 wird Schwiesau niedergebrannt. Um 1636 ist ein Schwedenlager bei Kakerbeck und bringt meilenweit Raub und Plünderung. Die Kelch und Ornat sind weggeraubet steht 1649 in einem Matrikel (Inventarverzeichnis) der Schwiesauer Kirche. Das uralte geschnitzte Kruzifix ist geblieben.

Der "Schwedische Trunk", das gewaltsame Eintrichtern von Jauche, kommt auf. Davon wird in der Klötzer Chronik aus Breitenfeld berichtet. Die Kaiserlichen gewinnen dann die Oberhand, schlagen die Schweden und ziehen sengend und plündernd durch das arme, ausgepreßte Land. Fast ganz Klötze wird ein Raub der Flammen. Die letzten Bewohner fliehen in den Wald und hausen dort lange in Erdhütten. Wölfe werden zur gefährlichen Plage. Sie haben im menschenarmen, waldreichen Land so zugenommen, daß laut obrigkeitlicher Verfügung jeder Hausbesitzer eine Wolfspieke haben muß, um beim Jagen der Wölfe helfen zu können.

Im Dreißigjährigen Krieg wird das Kurfürstentum Brandenburg und mit ihm die Altmark so gründlich zerstört, daß man an ein Wiederaufkommen nicht glauben mag. Der Westfälische Friede 1648 beendet den Krieg und die Schlacht bei Fehrbellin 1675 die Herrschaft der Schweden, die bis dahin als die besten Soldaten Europas galten. Da kommt für Friedrich Wilhelm die Bezeichnung "Der Große Kurfürst" auf. Altmärkische Bauern auch aus unserer Gegend helfen, das Land zu befreien. Die Bauernfahnen von Dannefeld und Klein Engersen zeugen davon.

Wir sind Bauern von geringem Gut

und dienen unserem Churfürsten mit unserem Blut.

Das steht auf den Fahnen, und das ist neu in der Zeit der Söldnerheere. Am 20. April 1677 ehrte er die Bauern. Er ließ sie in Gardelegen an seinem Quartier vorüberziehen. "Seit dem Großen Kurfürsten wußten die Menschen, daß sie in einem Staat lebten, der ihr Vaterland geworden war." (Joachim Fernau)

 

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