Chronik des Dorfes Nesenitz

Verfasser: unbekannt, neu bearbeitet von Roswitha Hickstein, Nesenitz Juni 2002

 

 

Der Ortsname

 

Nesenitz – das Dorf  im Wiesengrunde. Dies soll  keine romantische Ortslagenbestimmung  des Verfassers sein. Aus der Endung des Namens  -nitz  geht eindeutig hervor, daß der Ortsname wendischen Ursprungs ist. Von dieser allgemein anerkannten Tatsache ausgehend wird vermutet, daß auch die Vorsilbe  Nese- wendischen Ursprungs ist. Diese Silbe könnte dann von dem wendischen Wort  Neitz oder Netz herkommen, was ursprünglich Niederung, später aber wohl auch Wiesengrund bedeutet haben soll. Danach würde dann der Name Nesenitz bedeuten: „Dorf in der Niederung“ oder eben „das Dorf im Wiesengrund.

Wenn wir die ursprüngliche Lage des Dorfes bedenken, dann erscheint zu mindestens der Name „Dorf in der Niederung“ als einleuchtend. Das Dorf lag, ursprünglich als wendische Siedlung gebaut, in einer feuchten Niederung. Ob es nun von Wiesen umgeben war, entzieht sich unserer heutigen Kenntnis. Es ist aber wohl nicht auszuschließen, daß der Ort  mindestens an ein oder zwei Seiten  von Wiesen umgeben war.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Schreibweise des Namens. Er hat sich im Laufe der Geschichte seit seiner ersten Erwähnung, Mitte des 14. Jahrhunderts, unseres Wissens nach, nicht geändert. Bei so alten Ortsnamen ist dies selten. Die meisten Ortsnamen, aus dieser Zeit, haben ihre Schreibweise ein- oder sogar mehrfach geändert.

 

Die Lage des Dorfes

 

Wenn wir heute den Ort von der Immekath – Klötzer Chaussee, also von Süden her, betreten, dann blicken wir eine relativ lange, leicht abschüssige Dorfstraße entlang, die sich am Ende in einer Wiese verliert. Zu beiden Seiten dieser Straße liegen die Höfe, so daß die Dorfanlage an ein sogenanntes Straßendorf erinnert, wie es die germanischen Siedler anlegten. Nichts scheint an einen slawischen Rundling zu erinnern, der diesem Dorf den Namen gegeben haben müßte. Zumal auch die Kirche in der Mitte des Dorfes steht. Dem aufmerksamen Beobachter fallen aber zwei Merkwürdigkeiten in der Dorfanlage auf, die durch ihr gemeinsames Auftreten Zweifel darüber aufkommen lassen, ob dies die ursprüngliche Anlage der Siedlung ist.

Unser Dorf gliedert sich in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Der Unterschied zwischen diesen beiden Teilen, auch Ober- und Unterdorf genannt, besteht in der Anlage der Höfe.

 Im Oberdorf, dem südlichen Teil, stehen die Höfe relativ einzeln. Gärten und auch Wiesen trennen sie von einander. Das Wohnhaus steht an der Straße und ist von Ihr nur durch einen Leinen Vorgarten getrennt. Die Ställe und Scheunen bilden hinter ihm das Hofquadrat.

Im Unterdorf, dem nördlichen Teil, stehen die Höfe dicht beieinander. Ein Hof lehnt sich an den anderen an. Besonders deutlich wird dies an der östlichen Straßenseite, wo allein die Straße zur Klötzer- Bandauer Chausee eine Auflockerung zwischen fünf Gehöften bildet. Direkt an der Straße stehen Scheunen- oder Stallgebäude, ohne daß Vorgärten ihren Anblick verschönern. Zum Wohnhaus gelangt man nur über den Hof.

Die Ursache für diese unterschiedliche Bauweise liegt in der Wanderung, die das Dorf in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erlebte. Ursprünglich begann das Dorf an der Kirche und dem ihr schräg gegenüber liegenden Rötzschen Hof. An den Kirchhof lehnt sich in nördlicher Richtung der Meyburgsche Hof an. Ihm folgt der Bartelsche Hof. Auf der Ostseite der Straße folgt auf den Rötzschen Hof im Norden der ehemalige Pastorenhof, der immer verpachtet war, da Nesenitz nie Pfarrsitz war. Ihn trennt der östliche Ortseingang vor der Gaststätte Schulz. Dies war, wie der Pfarrhof, früher eine Kossätenstelle. An die Gaststätte lehnt sich der Meyersche Hof an, dem der Elfertsche Hof folgt. Zwischen dem Bartelschen und dem Elfertschen Hof schlossen sich die übrigen Höfe so an, daß ein nach drei Seiten abgeschlossener hufeisenförmiger Dorfplatz entstand. Siehe Skizze Nesenitz bis zum Jahre 1861“.

 

Doch die Enge des Dorfes und die Feuchtigkeit des Bodens ließen in dem Bauern Christoph Plath den Entschluß reifen, mit seinem ganzen Hof umzuziehen. 1861 siedelte der Hof 7 als erster um. Ihm folgten in den folgenden Jahrzehnten vier weitere Höfe. Als letzter Hof siedelte der Hof 3 um, so daß mit Beginn des neuen Jahrhunderts aus dem alten slawischen Rundling ein neues Straßendorf entstanden war. Siehe Skizze   Nesenitz 1981“.

Der Neubau eines Hofes dauerte damals gar nicht so lange, wie wir vielleicht annehmen möchten. Die Dorfgemeinschaft hielt so fest zusammen, übrigens ist das heute nicht anders, daß das ganze Dorf mit half. Selbst die alten Männer standen nicht mit müßigen Händen herum, sondern fertigten die Holznägel an, die für das Fachwerk benötigt wurden. So vergingen von der Grundsteinlegung des ersten Gebäudes bis zum Einzug in das letzte nur ein bis höchstens zwei Jahre.


 

Zur Geschichte des Dorfes

Als die Hunnen Anfang des 5. Nachchristlichen Jahrhunderts unter Ihrem König Attila gegen Süd-Ost-Europa vordrangen, vertrieben sie die germanischen Gotenvölker aus ihren Wohnsitzen, die nördlich und östlich des Schwarzen Meeres lagen. Damit lösten sie die große Völkerwanderung aus. Anderen germanischen Völkern, wie z.B. die Vandalen ergriff das Wanderfieber. Sie packten ihre sieben Sachen, um neue Wohnsitze zu erreichen. In die nun kaum noch , oder zumindest  nur sehr dünn besiedelten Gebiete drangen in der Folgezeit slawische Völker ein. Dies geschah, soweit uns bekannt ist, in friedlicher Weise. Dabei wurde auch das Gebiet unserer Altmark von Wenden besiedelt. In dieser Zeit dürfte auch Nesenitz als wendischer Rundling entstanden sein. Ob es schon vorher eine Siedlungsstätte gewesen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Es gibt nur ein älteres Zeugnis in der Nähe unseres Dorfes. Es ist das nahe Hünengrab.

Obwohl unser Dorf so alt ist, gibt es doch wenige Nachrichten aus der Geschichte des Ortes, die zum Teil auch nur als mündliche Überlieferungen im Ort bis auf den heutigen Tag existieren.  Die Nesenitzer haben umgeben von Moor, Wiesen und Äckern ein sehr stilles Leben am Rande der Geschichte geführt.

Erstmals wird Nesenitz 1348 in einer Urkunde erwähnt. Aus ihr geht hervor, daß der Markgraf von Brandenburg die Lehnsrechte in Nesenitz besaß. In der Urkunde vom 7. August 1348 überläßt nun Markgraf Ludwig v. Wittelsbach Abgaben, unter anderem auch von Nesenitz, der Familie v.d.Schulenburg auf Beetzendorf. Dabei werden zwei Brüder, Werner und Heinrich v.d.Schulenburg, und ihre drei Vettern, die Brüder Werner, Henning und Sievert v.d.Schulenburg genannt. Vermutlich haben die fünf Genannten gemeinsam Gelder an den Markgrafen verliehen. Dafür sollten sie durch die Abgaben aus den, in der Urkunde genannten Orten entschädigt werden. Allerdings behält sich Markgraf Ludwig das Recht vor, diese Abgaberechte innerhalb von drei Jahren wieder zurückkaufen zu können. Da sich der Markgraf aber ständig in Geldnot befand und gerade in dieser Zeit durch politische und kriegerische Ereignisse besonders schwer belastet war, kam es nicht dazu.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Dinge sogar dahingehend, daß der Markgraf sämtliche Rechte im Dorfe Nesenitz an die Familie v.d.Schulenburg abtreten mußte. Doch wann dies im Einzelnen geschah ist uns unbekannt. Ebenso unbekannt ist uns, wann die Familie v.d.Schulenburg die Familien v.Kracke (oder v. Kratke, die Schreibweise ist verschieden) und v.Flügge mit Rechten in Nesenitz belehnte. Es ergibt sich aber aus der Teilung der Schulenburgschen Güter von 1444, daß die v.d.Schulenburg inzwischen ihre Rechte in Nesenitz an diese beiden Familien je zur Hälfte verpachtet hatte. Bei dieser Teilung werden die v. Krackes Lehnsleute der sogenannten schwarzen Linie derer v.d.Schulenburg und die v.Flügges Lehnsleute der weißen Linie.

Wie lange die Familie v.Kracke in Nesenitz gewirtschaftet hat entzieht sich unserer Kenntnis. Nachweislich hatte sie noch im Jahre 1688 ihre Rechte inne. In einem Visitationsbericht aus diesem Jahr wird neben Heinrich v.Flügge auch Gabriel v.Kracke als Patron der Kirche genannt. Die Familie v.Flügge scheint während des 30-jährigen Krieges ihr sogenanntes Afterlehen an die v.d.Schulenburg zurück gegeben zu haben. In einer Urkunde von 1608 wird unter den Besitzungen des Heinrich v.Flügge Nesenitz mit aufgeführt. Dagegen wird in einer Urkunde von 1666 Nesenitz unter den Besitzungen des Hans-Christoph v.Flügge nicht mehr genannt.

Über die Ereignisse des 30-jährigen Krieges gibt es zwei Aussagen. Die Alten erzählen, daß dieser furchtbare Krieg mit seinen Schrecken an Nesenitz vorbeigegangen sei. Daneben gibt es  eine Mitteilung, daß im Jahre 1637 der Ort zerstört und das Dach der Kirche niedergebrannt sei. Später ist dann der Ort wieder in seiner alten Form aufgebaut worden. Diese beiden Aussagen sind unvereinbar, wenn man von der Auffassung ausgeht, daß die Zerstörung durch Kriegsvölker oder Marodeure vorgenommen wurde. Sie müssen kein Widerspruch sein, wenn sich die Nesenitzer ganz und gar aus Sicherheitsgründen in das nahe gelegene Moor zurückgezogen hatten.

Erwähnt sei an dieser Stelle auch, daß 1806 in Nesenitz auch Naplionische Truppen gewesen sind. Da die Erinnerungen nicht unbedingt positiv sind, ist es nicht unwahrscheinlich, daß Nesenitz unter diesem Durchzug (oder Einquartierung ?) gelitten hat.

Als letzte Nachricht lag dem Verfasser die Urkunde über den Ablösungs-Rezeß vom 9. Dezember 1856 vor. Aus ihm geht hervor, daß die Bauern Georg Hans Joachim Ahrend auf Hof 1, Joachim Zernecke auf Hof 2, Hans Joachim Plathe auf Hof 7 und Joachim Friedrich Schultz auf Hof 6 , jeweils 5 Himpen gelben Hafers und die beiden Kossäten Erdmann Schultze auf der Stelle 9 und Joachim Friedrich Blume auf der Stelle 10, der Pfarre von Ristedt eigen, jeweils einen Scheffel gelben Hafers zu Martini, dem 11.November, abzuliefern hatten. Da ihre Herren in Beetzendorf, Apenburg und Deutsch-Horst saßen, waren sie mit Ihrer Lieferung den ganzen Tag unterwegs. Dafür mußten sie von ihren Herren verpflegt werden. Die gesamte Abgabe der sechs Genannten wurde mit 67 Talern, 7 Silbergroschen und 4 ½  Pfennigen veranschlagt. Der Verpflegungssatz für die sechs Bauern mit 1 Taler, 1 Silbergroschen und 3 Pfennigen angegeben. Daraus wurde errechnet, daß Hypothekenzinsen von jedem Bauern 13 Taler, 23 Silbergroschen und 9 5/24 Pfennige und von jedem Kossäten 5 Taler, 15 Silbergroschen und 6 2/24 Pfennige jährlich zu bezahlen waren.

Zum Schluß dieses Artikels soll nicht unerwähnt bleiben, daß die heutige Einwohnerzahl mit der von 1600 fast gleich ist. Im Laufe der Geschichte scheint sie sich im allgemeinen nur unwesentlich nach oben oder unten verändert zu haben.

Das gibt uns die Hoffnung, daß im Jahr 2081 das  100-jährige Jubiläum unserer heutigen Einweihung der renovierten Kirche gefeiert werden kann.

 


Die Renovierung unserer Kirche

 

Der Zustand der Kirche hatte sich im Laufe der Zeit doch sehr verschlechtert. Es war wirklich keine Freude mehr sie anzusehen. Sie schrie nach Renovierung.

Mit dem Turm mußte begonnen werden, er sah am Schlimmsten aus. Nach langen Verhandlungen über den Erhalt oder Abriß des Turmes wurde der Beschluß gefaßt in zu erhalten. Bei diesem Teil der Renovierung unterstützte uns das Kondistorium. Die Handwerker kamen. Der Turm wurde ausgebessert und neu gedeckt. Sogar eine neue Wetterfahne bekam er. Auch die Tür im Turm wurde erneuert. Nun konnte die Glocke wieder erklingen und das Dörfchen über Geschehnisse der Kirchengemeinde informieren. Dies war der erste Schritt. Nun folgte das Dach. Viele Helfer fanden sich um die nötigen Vorarbeiten zu erledigen. Dann kamen die Dachdecker. Als das Dach fertig war, räumten die Männer der Gemeinde alles schnell wieder auf. Der Hecke war das Dach nicht gut bekommen. Sie mußte erneuert werden. Es geschah. Auch wurden um die Kirche noch 4 Tännchen gepflanzt. Um die Kirche herum sah bald alles wieder ordentlich aus.

Nun faßte die Kirchengemeinde den Beschluß die Kirche auch innen zu renovieren. Da diesen Teil der Renovierung die Kirchengemeinde selbst tragen muß, war es eine große Sache. Die Zahl der Gemeindeglieder in Nesenitz ist ja nicht sehr groß. Doch es sollte sein. Da die Kirche unter Denkmalschutz steht, war nun eine besondere Genehmigung nötig. Einige Zeit verging. Doch dann war es soweit. Die Genehmigung war da. Nun konnten die Vorbereitungen beginnen.

Die 3 Christenlehrekinder ergriffen zuerst die Initiative. Sie begannen in die Christenlehre Geld mitzubringen. Dafür malten sie, je nach dem Betrag, den sie mitgebracht hatten, auf einem Zeichenblock „ihre“ Kirche aus. Bald war die erste Kirche ausgemalt und es folgte die zweite und dritte.

Inzwischen wurde der Elektriker bestellt, da die elektrische Anlage ebenfalls erneuert werden mußte. Ebenfalls wurde der Maler bestellt. Die Männer des Dörfchens, junge und alte, erledigten alle nötigen Vorarbeiten. Ende 1980 stellte der Maler das Gerüst auf. Alle sahen, daß es vorwärts ging. In dieser Zeit konnte nun die Kirche nicht benutzt werden. Es wurde beschlossen die Gottesdienste nun in den Häusern zu halten. Zu Weihnachten und Ostern gingen die Gemeindeglieder nach Immekath  zum Gottesdienst. Im Frühjahr 1981 kam der Elektriker. Schon bald war er mit seiner Arbeit fertig.

Nun trat eine Pause ein, die den Gemeindegliedern gar nicht gefiel. „Ob es wohl in diesem Jahr mit dem Maler noch klappt?“ diese Frage wurde immer wieder gestellt. Der Wunsch nach einer schönen Kirche war einfach zu groß. Doch die Antwort darauf war immer wieder die gleiche: „Was er versprochen hat das hält er auch!“ Im August kam er. Da der Pfarrer im Urlaub war, organisierten die Nesenitzer Nachtquartier und Verpflegung ganz allein. Es klappte alles. Auch das Saubermachen besorgten die Frauen des Dörfchens. Nun war die Einweihung in Sicht. Endlich war es soweit. Schön war sie geworden, darüber waren sich alle einig. Viel Interesse war den Malern gewidmet worden. Immer wieder kamen Gemeindeglieder um sich zu informieren.

Nachdem die Maler fertig waren wurde die Kanzel auf einen neuen Sockel gesetzt. Wieder waren Männer des Dörfchens da. Bald war auch dies getan.

Am 25.10.sollte nun die Einweihung sein. Es Fehlten nun nur noch Dinge, die innen die Kirche zusätzlich verschönen sollten. So kamen von der Patengemeinde neue Sitzkissen. Zusätzlich wurden noch Sitzdecken genäht. Ein neuer Teppich wurde von dem Geld, das die Christenlehrekinder gesammelt hatten gekauft. Auch ein Läufer kann in die Kirche. Für den Altar wurden neue Leuchter angeschafft. Auch neue Altar- und Kanzelbehänge wurden angefertigt. Da die alte Kollektenschale nicht mehr schön war, sollte es eine neue werden. Da zwei Bänke herausgenommen worden waren, war ein Platz für eine Gedenktafel der Gefallenen des 2. Weltkrieges da. Zum Schluß wurde noch die alte Liedertafel duch eine neue ersetzt.

Das Ergebnis dieser Überlegungen und Anschaffungen sehen wir heute. Die Kirchengemeinde kann mit Recht auf ihre Kirche stolz sein. Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle allen Helfern. Durch all die Hilfe, egal in welcher Art, hat die Gemeinde gezeigt, daß ihr viel an ihrer Kirche liegt. Die Männer waren stets da, ohne daß der Pfarrer herumlaufen und bitten mußte. Auch die Frauen waren sehr aktiv. Ob es nun ums Saubermachen, Nähen oder Versorgen der Handwerker ging, sie waren da.

So mancher Pfarrer wünscht sich wohl im Stillen solch eine Gemeinde.

 


 

Gemeindesplitter aus dem Leben der Gemeinde

 

Ø      Anläßlich der Einweihung der Kirche im Jahre 1487 wurde eine Linde auf dem Friedhof gepflanzt. 467 Jahre sollte sie am Leben des Dorfes teilnehmen. Im August 1956 wurde sie von einem heftigen Sturm umgerissen. – Was hätte sie wohl alles erzählen können, wenn sie hätte sprechen können.

 

Ø      Um 1600 hatte der Pastor zu Hochzeiten und Kindbieren eingeladen zu werden. Falls er verhindert war, mußten entweder das Essen oder ein Geldbetrag zu ihm gebracht werden. Dies war eine feststehende Forderung.

 

Ø      Auch die Gebühren für Amtshandlungen waren festgelegt. Für eine Leiche = 8 Schillinge und ein Extra-Opfer. Wenn die Mutter nach einer Geburt das erste Mal wieder zur Kirche ging, mußte sie 8 Schillinge zahlen. Dies war 6 Wochen nach der Geburt erst gestattet. Bei einer Hochzeit mußte die Braut 4 Pfennige zahlen und dem Pastor neue Handschuhe schenken. Um die Höhe des Betrages zu verdeutlichen sei gesagt, daß 4 Pfennige heute etwa 5,- M und ein Schilling etwa 11-13,50 M ausmachen.

 

Ø      Im Jahre 1600 besaß die Kirchengemeinde Nesenitz einen silbernen Kelch, eine Patene, ein silbernes Röhrchen für alte Leute zu Abendmahl und ein rot kariertes Meßgewand.

 

Ø      Das älteste erhaltene Kirchenbuch der Gemeinde Ristedt/Nesenitz aus dem Jahre 1645 wurde mit einer Amtshandlung in Nesenitz begonnen. Am 16.7.1645 wurde Hinrich Pipars Sohn in Nesenitz getauft.

 

Ø      1773 begann der Pfarrer Werner seinen Dienst in Ristedt. Über ihn wird berichtet, daß er ausgerechnet habe, er sei in seiner Amtszeit von 47 Jahren 7416 Meilen gelaufen. Ebenfalls habe er 7416 Sonntagspredigten gehalten.

 

Ø      Im Jahre 1785 spendete Georg-Heinrich Schultz eine neue Taufschale. Diese ist heute noch erhalten.

 

Ø      Im Jahre 1850 soll in der Nesenitzer Feldmark der Letzte Wolf gesehen worden sein. Man hat ihn bis Wolfsburg verfolgt und dort geschossen.

 

Ø      Die Abendmahlsgeräte, die wir heute noch benutzen, wurden von einer Gräfin v.d.Schulenburg gestiftet. Sie hatte  das Patronat über Nesenitz.

 

Ø      Als die Kirche elektrisches Licht bekam, wurde der von Christoph Plath gespendete Kronleuchter mit elektrischen Kerzen versehen.

 

Ø      In den 20er  Jahren hatten Ristedt und Nesenitz ein eigenes evangelisches Gemeindeblatt. Es hieß: „Der Bote aus dem Jeetzetal“. Auf der letzten Seite sind Berichte aus dem Leben der Gemeinde zu finden. So ist in der Juli Ausgabe von 1921 von der Taufe Erich August Ernst Elfert am 8.6.1921 zu lesen. Ebenfalls wird berichtet, daß Minna Ebel am 21.5.1921 den Landwirt und Viehhändler Korell aus Breitenrode geheiratet hat. Die  Silberne Hochzeit feierten am 14.7.1921 das Ehepaar Johnn Friedrich Reinecke und Maria Fridericke geb. Schwerin.

 

Ø      Den großen Leuchter, den Teppich und noch einige Dinge schaffte man ebenfalls in dieser Zeit an.

 

Ø      Der Bürgermeister Martin Hübener ließ nach dem Krieg eine Leichenhalle auf dem Friedhof bauen. Vorher war nur ein kleiner Anbau an der Kirche vorhanden.

 

Ø      Die Wetterfahne und die Kirchhofstür erneuerte bzw. reparierte in 70er Jahren Erich Elfert aus Nesenitz.

 

Ø      Zu einer schönen Sitte der Kirchengemeinde ist der Adventsnachmittag geworden, der immer am Sonnabend vor dem 1. Advent statt findet. Fast alle Frauen, ob jung oder alt, versammeln sich immer dazu.

 

Ø      Ein ganz besonderes soll Lob an dieser Stelle auch noch an Frauen des Dörfchens gehen. Sie sind es, die den Friedhof, der sich ja um die Kirche herum befindet, stets sauber und ordentlich halten. Es gibt wohl nicht viele solche Friedhöfe. So mancher Besucher hat sich schon lobend darüber ausgesprochen.

 

Ø      Regelmäßig haben sich die Frauen des Dörfchens auch zum Saubermachen der Kirche zusammen gefunden. Jetzt wird ihnen diese Arbeit sicher mehr Freude machen.

 

Ø      Auch die wenigen Kinder der Kirchengemeinde sind bereit Aufgaben zu übernehmen. Sei es das Ausschmücken der Kirche oder das Bestellen bzw. Erinnern an Gottesdienste und Bibelstunden, sie laufen von Haus zu Haus.

 

Ø      Ein Gedenken sei an dieser Stelle auch Frau Hedwig Meyburg gewidmet. Ob es Bibelstunden oder Gottesdienste im Winter waren, sie lud uns zu sich ins Wohnzimmer ein. Sie nahm trotz ihrer Krankheit regen Anteil am Leben der Kirchengemeinde. Oft putzte sie mit viel Liebe die Leuchte, da sie sonst beim Saubermachen nicht helfen konnte. Wenn es nur irgendwie ging, kam sie auch stets zum Gottesdienst.


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