Nesenitz – das Dorf im Wiesengrunde.
Dies soll keine romantische
Ortslagenbestimmung des Verfassers sein.
Aus der Endung des Namens -nitz geht eindeutig hervor, daß der Ortsname
wendischen Ursprungs ist. Von dieser allgemein anerkannten Tatsache ausgehend
wird vermutet, daß auch die Vorsilbe Nese- wendischen
Ursprungs ist. Diese Silbe könnte dann von dem wendischen Wort Neitz oder Netz
herkommen, was ursprünglich Niederung, später aber wohl auch Wiesengrund
bedeutet haben soll. Danach würde dann der Name Nesenitz bedeuten: „Dorf in der Niederung“ oder eben „das
Dorf im Wiesengrund.
Wenn wir die ursprüngliche Lage des Dorfes bedenken,
dann erscheint zu mindestens der Name „Dorf in der Niederung“ als einleuchtend.
Das Dorf lag, ursprünglich als wendische Siedlung gebaut, in einer feuchten
Niederung. Ob es nun von Wiesen umgeben war, entzieht sich unserer heutigen
Kenntnis. Es ist aber wohl nicht auszuschließen, daß der Ort mindestens an ein oder zwei Seiten von Wiesen umgeben war.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die
Schreibweise des Namens. Er hat sich im Laufe der Geschichte seit seiner ersten
Erwähnung, Mitte des 14. Jahrhunderts, unseres Wissens nach, nicht geändert.
Bei so alten Ortsnamen ist dies selten. Die meisten Ortsnamen, aus dieser Zeit,
haben ihre Schreibweise ein- oder sogar mehrfach geändert.
Wenn wir heute den Ort von der Immekath
– Klötzer Chaussee, also von Süden her, betreten, dann blicken wir eine relativ
lange, leicht abschüssige Dorfstraße entlang, die sich am Ende in einer Wiese
verliert. Zu beiden Seiten dieser Straße liegen die Höfe, so daß die Dorfanlage
an ein sogenanntes Straßendorf erinnert, wie es die germanischen Siedler
anlegten. Nichts scheint an einen slawischen Rundling zu erinnern, der diesem
Dorf den Namen gegeben haben müßte. Zumal auch die Kirche in der Mitte des
Dorfes steht. Dem aufmerksamen Beobachter fallen aber zwei Merkwürdigkeiten in
der Dorfanlage auf, die durch ihr gemeinsames Auftreten Zweifel darüber aufkommen
lassen, ob dies die ursprüngliche Anlage der Siedlung ist.
Unser Dorf gliedert sich in einen südlichen und
einen nördlichen Teil. Der Unterschied zwischen diesen beiden Teilen, auch
Ober- und Unterdorf genannt, besteht in der Anlage der Höfe.
Im Oberdorf,
dem südlichen Teil, stehen die Höfe relativ einzeln. Gärten und auch Wiesen
trennen sie von einander. Das Wohnhaus steht an der Straße und ist von Ihr
nur durch einen Leinen Vorgarten getrennt. Die Ställe und Scheunen bilden
hinter ihm das Hofquadrat.
Im Unterdorf, dem nördlichen Teil, stehen die Höfe
dicht beieinander. Ein Hof lehnt sich an den anderen an. Besonders deutlich
wird dies an der östlichen Straßenseite, wo allein die Straße zur Klötzer- Bandauer Chausee eine
Auflockerung zwischen fünf Gehöften bildet. Direkt an der Straße stehen
Scheunen- oder Stallgebäude, ohne daß Vorgärten ihren Anblick verschönern. Zum
Wohnhaus gelangt man nur über den Hof.
Die Ursache für diese unterschiedliche Bauweise liegt
in der Wanderung, die das Dorf in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
erlebte. Ursprünglich begann das Dorf an der Kirche und dem ihr schräg gegenüber
liegenden Rötzschen Hof. An den Kirchhof lehnt sich
in nördlicher Richtung der Meyburgsche Hof an. Ihm
folgt der Bartelsche Hof. Auf der Ostseite der Straße folgt auf den Rötzschen
Hof im Norden der ehemalige Pastorenhof, der immer verpachtet war, da Nesenitz
nie Pfarrsitz war. Ihn trennt der östliche Ortseingang vor der Gaststätte
Schulz. Dies war, wie der Pfarrhof, früher eine Kossätenstelle.
An die Gaststätte lehnt sich der Meyersche Hof an, dem der Elfertsche
Hof folgt. Zwischen dem Bartelschen und dem Elfertschen
Hof schlossen sich die übrigen Höfe so an, daß ein nach drei Seiten abgeschlossener
hufeisenförmiger Dorfplatz entstand. Siehe Skizze „Nesenitz bis zum Jahre 1861“.
Doch die Enge des Dorfes und die Feuchtigkeit des Bodens
ließen in dem Bauern Christoph Plath den Entschluß reifen, mit seinem ganzen
Hof umzuziehen. 1861 siedelte der Hof 7 als erster um. Ihm folgten in den
folgenden Jahrzehnten vier weitere Höfe. Als letzter Hof siedelte der Hof
3 um, so daß mit Beginn des neuen Jahrhunderts aus dem alten slawischen Rundling
ein neues Straßendorf entstanden war. Siehe Skizze „Nesenitz 1981“.
Der Neubau eines Hofes dauerte damals gar nicht so
lange, wie wir vielleicht annehmen möchten. Die Dorfgemeinschaft hielt so fest
zusammen, übrigens ist das heute nicht anders, daß das ganze Dorf mit half.
Selbst die alten Männer standen nicht mit müßigen Händen herum, sondern
fertigten die Holznägel an, die für das Fachwerk benötigt wurden. So vergingen
von der Grundsteinlegung des ersten Gebäudes bis zum Einzug in das letzte nur
ein bis höchstens zwei Jahre.
Als die Hunnen Anfang des 5. Nachchristlichen Jahrhunderts unter Ihrem König Attila gegen Süd-Ost-Europa vordrangen, vertrieben sie die germanischen Gotenvölker aus ihren Wohnsitzen, die nördlich und östlich des Schwarzen Meeres lagen. Damit lösten sie die große Völkerwanderung aus. Anderen germanischen Völkern, wie z.B. die Vandalen ergriff das Wanderfieber. Sie packten ihre sieben Sachen, um neue Wohnsitze zu erreichen. In die nun kaum noch , oder zumindest nur sehr dünn besiedelten Gebiete drangen in der Folgezeit slawische Völker ein. Dies geschah, soweit uns bekannt ist, in friedlicher Weise. Dabei wurde auch das Gebiet unserer Altmark von Wenden besiedelt. In dieser Zeit dürfte auch Nesenitz als wendischer Rundling entstanden sein. Ob es schon vorher eine Siedlungsstätte gewesen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Es gibt nur ein älteres Zeugnis in der Nähe unseres Dorfes. Es ist das nahe Hünengrab.
Obwohl unser Dorf so alt ist, gibt es doch wenige
Nachrichten aus der Geschichte des Ortes, die zum Teil auch nur als mündliche
Überlieferungen im Ort bis auf den heutigen Tag existieren. Die Nesenitzer
haben umgeben von Moor, Wiesen und Äckern ein sehr stilles Leben am Rande der
Geschichte geführt.
Erstmals wird Nesenitz 1348 in einer Urkunde erwähnt. Aus ihr geht hervor, daß der Markgraf von Brandenburg die Lehnsrechte in Nesenitz besaß. In der Urkunde vom 7. August 1348 überläßt nun Markgraf Ludwig v. Wittelsbach Abgaben, unter anderem auch von Nesenitz, der Familie v.d.Schulenburg auf Beetzendorf. Dabei werden zwei Brüder, Werner und Heinrich v.d.Schulenburg, und ihre drei Vettern, die Brüder Werner, Henning und Sievert v.d.Schulenburg genannt. Vermutlich haben die fünf Genannten gemeinsam Gelder an den Markgrafen verliehen. Dafür sollten sie durch die Abgaben aus den, in der Urkunde genannten Orten entschädigt werden. Allerdings behält sich Markgraf Ludwig das Recht vor, diese Abgaberechte innerhalb von drei Jahren wieder zurückkaufen zu können. Da sich der Markgraf aber ständig in Geldnot befand und gerade in dieser Zeit durch politische und kriegerische Ereignisse besonders schwer belastet war, kam es nicht dazu.
Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Dinge sogar
dahingehend, daß der Markgraf sämtliche Rechte im Dorfe Nesenitz
an die Familie v.d.Schulenburg abtreten mußte. Doch
wann dies im Einzelnen geschah ist uns unbekannt. Ebenso unbekannt ist uns,
wann die Familie v.d.Schulenburg die Familien v.Kracke (oder v. Kratke, die
Schreibweise ist verschieden) und v.Flügge mit
Rechten in Nesenitz belehnte. Es ergibt sich aber aus
der Teilung der Schulenburgschen Güter von 1444, daß
die v.d.Schulenburg inzwischen ihre Rechte in Nesenitz an diese beiden Familien je zur Hälfte verpachtet
hatte. Bei dieser Teilung werden die v. Krackes
Lehnsleute der sogenannten schwarzen Linie derer v.d.Schulenburg
und die v.Flügges Lehnsleute der weißen Linie.
Wie lange die Familie v.Kracke
in Nesenitz gewirtschaftet hat entzieht sich unserer
Kenntnis. Nachweislich hatte sie noch im Jahre 1688 ihre Rechte inne. In einem
Visitationsbericht aus diesem Jahr wird neben Heinrich v.Flügge
auch Gabriel v.Kracke als Patron der Kirche genannt.
Die Familie v.Flügge scheint während des 30-jährigen
Krieges ihr sogenanntes Afterlehen an die v.d.Schulenburg
zurück gegeben zu haben. In einer Urkunde von 1608 wird unter den Besitzungen
des Heinrich v.Flügge Nesenitz
mit aufgeführt. Dagegen wird in einer Urkunde von 1666 Nesenitz
unter den Besitzungen des Hans-Christoph v.Flügge
nicht mehr genannt.
Über die Ereignisse des 30-jährigen Krieges gibt es
zwei Aussagen. Die Alten erzählen, daß dieser furchtbare Krieg mit seinen
Schrecken an Nesenitz vorbeigegangen sei. Daneben
gibt es eine Mitteilung, daß im Jahre
1637 der Ort zerstört und das Dach der Kirche niedergebrannt sei. Später ist
dann der Ort wieder in seiner alten Form aufgebaut worden. Diese beiden
Aussagen sind unvereinbar, wenn man von der Auffassung ausgeht, daß die
Zerstörung durch Kriegsvölker oder Marodeure vorgenommen wurde. Sie müssen kein
Widerspruch sein, wenn sich die Nesenitzer ganz und
gar aus Sicherheitsgründen in das nahe gelegene Moor zurückgezogen hatten.
Erwähnt sei an dieser Stelle auch, daß 1806 in Nesenitz auch Naplionische
Truppen gewesen sind. Da die Erinnerungen nicht unbedingt positiv sind, ist es
nicht unwahrscheinlich, daß Nesenitz unter diesem
Durchzug (oder Einquartierung ?) gelitten hat.
Als letzte Nachricht lag dem Verfasser die Urkunde
über den Ablösungs-Rezeß vom 9. Dezember 1856 vor.
Aus ihm geht hervor, daß die Bauern Georg Hans Joachim Ahrend auf Hof 1,
Joachim Zernecke auf Hof 2, Hans Joachim Plathe auf
Hof 7 und Joachim Friedrich Schultz auf Hof 6 , jeweils 5 Himpen
gelben Hafers und die beiden Kossäten Erdmann
Schultze auf der Stelle 9 und Joachim Friedrich Blume auf der Stelle 10, der
Pfarre von Ristedt eigen, jeweils einen Scheffel
gelben Hafers zu Martini, dem 11.November, abzuliefern hatten. Da ihre Herren
in Beetzendorf, Apenburg und Deutsch-Horst saßen, waren sie mit Ihrer Lieferung
den ganzen Tag unterwegs. Dafür mußten sie von ihren Herren verpflegt werden.
Die gesamte Abgabe der sechs Genannten wurde mit 67 Talern, 7 Silbergroschen
und 4 ½ Pfennigen veranschlagt. Der
Verpflegungssatz für die sechs Bauern mit 1 Taler, 1 Silbergroschen und 3
Pfennigen angegeben. Daraus wurde errechnet, daß Hypothekenzinsen von jedem
Bauern 13 Taler, 23 Silbergroschen und 9 5/24 Pfennige und von jedem Kossäten 5 Taler, 15 Silbergroschen und 6 2/24 Pfennige
jährlich zu bezahlen waren.
Zum Schluß dieses Artikels soll nicht unerwähnt
bleiben, daß die heutige Einwohnerzahl mit der von 1600 fast gleich ist. Im Laufe
der Geschichte scheint sie sich im allgemeinen nur unwesentlich nach oben oder
unten verändert zu haben.
Das gibt uns die Hoffnung, daß im Jahr 2081 das 100-jährige Jubiläum unserer heutigen
Einweihung der renovierten Kirche gefeiert werden kann.
Der Zustand der Kirche hatte sich im Laufe der Zeit
doch sehr verschlechtert. Es war wirklich keine Freude mehr sie anzusehen. Sie
schrie nach Renovierung.
Mit dem Turm mußte begonnen werden, er sah am
Schlimmsten aus. Nach langen Verhandlungen über den Erhalt oder Abriß des
Turmes wurde der Beschluß gefaßt in zu erhalten. Bei diesem Teil der
Renovierung unterstützte uns das Kondistorium. Die
Handwerker kamen. Der Turm wurde ausgebessert und neu gedeckt. Sogar eine neue Wetterfahne
bekam er. Auch die Tür im Turm wurde erneuert. Nun konnte die Glocke wieder
erklingen und das Dörfchen über Geschehnisse der Kirchengemeinde informieren.
Dies war der erste Schritt. Nun folgte das Dach. Viele Helfer fanden sich um
die nötigen Vorarbeiten zu erledigen. Dann kamen die Dachdecker. Als das Dach
fertig war, räumten die Männer der Gemeinde alles schnell wieder auf. Der Hecke
war das Dach nicht gut bekommen. Sie mußte erneuert werden. Es geschah. Auch
wurden um die Kirche noch 4 Tännchen gepflanzt. Um die Kirche herum sah bald
alles wieder ordentlich aus.
Nun faßte die Kirchengemeinde den Beschluß die
Kirche auch innen zu renovieren. Da diesen Teil der Renovierung die
Kirchengemeinde selbst tragen muß, war es eine große Sache. Die Zahl der
Gemeindeglieder in Nesenitz ist ja nicht sehr groß.
Doch es sollte sein. Da die Kirche unter Denkmalschutz steht, war nun eine
besondere Genehmigung nötig. Einige Zeit verging. Doch dann war es soweit. Die
Genehmigung war da. Nun konnten die Vorbereitungen beginnen.
Die 3 Christenlehrekinder ergriffen zuerst die
Initiative. Sie begannen in die Christenlehre Geld mitzubringen. Dafür malten
sie, je nach dem Betrag, den sie mitgebracht hatten, auf einem Zeichenblock
„ihre“ Kirche aus. Bald war die erste Kirche ausgemalt und es folgte die zweite
und dritte.
Inzwischen wurde der Elektriker bestellt, da die
elektrische Anlage ebenfalls erneuert werden mußte. Ebenfalls wurde der Maler
bestellt. Die Männer des Dörfchens, junge und alte, erledigten alle nötigen Vorarbeiten.
Ende 1980 stellte der Maler das Gerüst auf. Alle sahen, daß es vorwärts ging.
In dieser Zeit konnte nun die Kirche nicht benutzt werden. Es wurde beschlossen
die Gottesdienste nun in den Häusern zu halten. Zu Weihnachten und Ostern
gingen die Gemeindeglieder nach Immekath zum Gottesdienst. Im Frühjahr 1981 kam der
Elektriker. Schon bald war er mit seiner Arbeit fertig.
Nun trat eine Pause ein, die den Gemeindegliedern
gar nicht gefiel. „Ob es wohl in diesem Jahr mit dem Maler noch klappt?“ diese
Frage wurde immer wieder gestellt. Der Wunsch nach einer schönen Kirche war
einfach zu groß. Doch die Antwort darauf war immer wieder die gleiche: „Was er
versprochen hat das hält er auch!“ Im August kam er. Da der Pfarrer im Urlaub
war, organisierten die Nesenitzer Nachtquartier und
Verpflegung ganz allein. Es klappte alles. Auch das Saubermachen besorgten die
Frauen des Dörfchens. Nun war die Einweihung in Sicht. Endlich war es soweit.
Schön war sie geworden, darüber waren sich alle einig. Viel Interesse war den
Malern gewidmet worden. Immer wieder kamen Gemeindeglieder um sich zu
informieren.
Nachdem die Maler fertig waren wurde die Kanzel auf
einen neuen Sockel gesetzt. Wieder waren Männer des Dörfchens da. Bald war auch
dies getan.
Am 25.10.sollte nun die Einweihung sein. Es Fehlten
nun nur noch Dinge, die innen die Kirche zusätzlich verschönen sollten. So
kamen von der Patengemeinde neue Sitzkissen. Zusätzlich wurden noch Sitzdecken
genäht. Ein neuer Teppich wurde von dem Geld, das die Christenlehrekinder
gesammelt hatten gekauft. Auch ein Läufer kann in die Kirche. Für den Altar
wurden neue Leuchter angeschafft. Auch neue Altar- und Kanzelbehänge wurden
angefertigt. Da die alte Kollektenschale nicht mehr schön war, sollte es eine
neue werden. Da zwei Bänke herausgenommen worden waren, war ein Platz für eine
Gedenktafel der Gefallenen des 2. Weltkrieges da. Zum Schluß wurde noch die
alte Liedertafel duch eine neue ersetzt.
Das
Ergebnis dieser Überlegungen und Anschaffungen sehen wir heute. Die Kirchengemeinde
kann mit Recht auf ihre Kirche stolz sein. Ein ganz herzliches Dankeschön an
dieser Stelle allen Helfern. Durch all die Hilfe, egal in welcher Art, hat die
Gemeinde gezeigt, daß ihr viel an ihrer Kirche liegt. Die Männer waren stets
da, ohne daß der Pfarrer herumlaufen und bitten mußte. Auch die Frauen waren
sehr aktiv. Ob es nun ums Saubermachen, Nähen oder Versorgen der Handwerker
ging, sie waren da.
So
mancher Pfarrer wünscht sich wohl im Stillen solch eine Gemeinde.
Ø Anläßlich der Einweihung der
Kirche im Jahre 1487 wurde eine Linde auf dem Friedhof gepflanzt. 467 Jahre
sollte sie am Leben des Dorfes teilnehmen. Im August 1956 wurde sie von einem
heftigen Sturm umgerissen. – Was hätte sie wohl alles erzählen können, wenn sie
hätte sprechen können.
Ø Um 1600 hatte der Pastor zu
Hochzeiten und Kindbieren eingeladen zu werden. Falls er verhindert war, mußten
entweder das Essen oder ein Geldbetrag zu ihm gebracht werden. Dies war eine
feststehende Forderung.
Ø Auch die Gebühren für
Amtshandlungen waren festgelegt. Für eine Leiche = 8 Schillinge und ein
Extra-Opfer. Wenn die Mutter nach einer Geburt das erste Mal wieder zur Kirche
ging, mußte sie 8 Schillinge zahlen. Dies war 6 Wochen nach der Geburt erst gestattet.
Bei einer Hochzeit mußte die Braut 4 Pfennige zahlen und dem Pastor neue
Handschuhe schenken. Um die Höhe des Betrages zu verdeutlichen sei gesagt, daß
4 Pfennige heute etwa 5,- M und ein Schilling etwa 11-13,50 M ausmachen.
Ø Im Jahre 1600 besaß die
Kirchengemeinde Nesenitz einen silbernen Kelch, eine
Patene, ein silbernes Röhrchen für alte Leute zu Abendmahl und ein rot
kariertes Meßgewand.
Ø Das älteste erhaltene
Kirchenbuch der Gemeinde Ristedt/Nesenitz
aus dem Jahre 1645 wurde mit einer Amtshandlung in Nesenitz
begonnen. Am 16.7.1645 wurde Hinrich Pipars Sohn in Nesenitz getauft.
Ø 1773 begann der Pfarrer
Werner seinen Dienst in Ristedt. Über ihn wird
berichtet, daß er ausgerechnet habe, er sei in seiner Amtszeit von 47 Jahren
7416 Meilen gelaufen. Ebenfalls habe er 7416 Sonntagspredigten gehalten.
Ø Im Jahre 1785 spendete
Georg-Heinrich Schultz eine neue Taufschale. Diese ist heute noch erhalten.
Ø Im Jahre 1850 soll in der Nesenitzer Feldmark der Letzte Wolf gesehen worden sein.
Man hat ihn bis Wolfsburg verfolgt und dort geschossen.
Ø Die Abendmahlsgeräte, die
wir heute noch benutzen, wurden von einer Gräfin v.d.Schulenburg
gestiftet. Sie hatte das Patronat über Nesenitz.
Ø Als die Kirche elektrisches
Licht bekam, wurde der von Christoph Plath gespendete Kronleuchter mit
elektrischen Kerzen versehen.
Ø In den 20er Jahren hatten Ristedt
und Nesenitz ein eigenes evangelisches Gemeindeblatt.
Es hieß: „Der Bote aus dem Jeetzetal“. Auf der
letzten Seite sind Berichte aus dem Leben der Gemeinde zu finden. So ist in der
Juli Ausgabe von 1921 von der Taufe Erich August Ernst Elfert
am 8.6.1921 zu lesen. Ebenfalls wird berichtet, daß Minna Ebel
am 21.5.1921 den Landwirt und Viehhändler Korell aus Breitenrode geheiratet hat. Die Silberne Hochzeit feierten am 14.7.1921 das
Ehepaar Johnn Friedrich Reinecke und Maria Fridericke geb. Schwerin.
Ø Den großen Leuchter, den
Teppich und noch einige Dinge schaffte man ebenfalls in dieser Zeit an.
Ø Der Bürgermeister Martin Hübener ließ nach dem Krieg eine Leichenhalle auf dem
Friedhof bauen. Vorher war nur ein kleiner Anbau an der Kirche vorhanden.
Ø Die Wetterfahne und die
Kirchhofstür erneuerte bzw. reparierte in 70er Jahren Erich Elfert
aus Nesenitz.
Ø Zu einer schönen Sitte der
Kirchengemeinde ist der Adventsnachmittag geworden, der immer am Sonnabend vor
dem 1. Advent statt findet. Fast alle Frauen, ob jung oder alt, versammeln sich
immer dazu.
Ø Ein ganz besonderes soll Lob
an dieser Stelle auch noch an Frauen des Dörfchens gehen. Sie sind es, die den
Friedhof, der sich ja um die Kirche herum befindet, stets sauber und ordentlich
halten. Es gibt wohl nicht viele solche Friedhöfe. So mancher Besucher hat sich
schon lobend darüber ausgesprochen.
Ø Regelmäßig haben sich die
Frauen des Dörfchens auch zum Saubermachen der Kirche zusammen gefunden. Jetzt
wird ihnen diese Arbeit sicher mehr Freude machen.
Ø Auch die wenigen Kinder der
Kirchengemeinde sind bereit Aufgaben zu übernehmen. Sei es das Ausschmücken der
Kirche oder das Bestellen bzw. Erinnern an Gottesdienste und Bibelstunden, sie
laufen von Haus zu Haus.
Ø Ein Gedenken sei an dieser Stelle auch Frau Hedwig Meyburg gewidmet. Ob es Bibelstunden oder Gottesdienste im Winter waren, sie lud uns zu sich ins Wohnzimmer ein. Sie nahm trotz ihrer Krankheit regen Anteil am Leben der Kirchengemeinde. Oft putzte sie mit viel Liebe die Leuchte, da sie sonst beim Saubermachen nicht helfen konnte. Wenn es nur irgendwie ging, kam sie auch stets zum Gottesdienst.