Die Mösenthiner Feldsteinkirche wurde baulich verändert / Die heilige
Anna, Mutter Marias, ist bis heute verschollen
Mösenthin. Das Alter der kleinen, in späteren Bauphasen stark veränderten
einteiligen Feldsteinkirche von Mösenthin ist heute nicht mehr genau zu
bestimmen. Nach Art des Baustils könnte sie schon Ende des 12./Anfang des
13. Jahrhunderts entstanden sein. Aus dem einst hochgezogenen Glockenträger
mit dem quadratischen Dachtürmchen entstand um die Jahrhundertwende der
heute vorhandene aufgesetzte Turm. Im 19. Jahrhundert wurden die großen
Fensteröffnungen herausgebrochen, und der Eingang durch ein dem romanischen
Baustil nachempfundenen Portal erweitert.
Das Schmuckstück der kleinen Kirche ist aber ihr Schnitzaltar. Im Mittelschrein
vor Goldgrund zeigt er die Madonna, von vier Heiligen umgeben. In den beiden
Flügeln stehen nochmals je drei Plastiken heiliger Männer.
Entstanden ist der Schnitzaltar in
der Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Künstler blieb bis heute unbekannt.
Genauer hinsehend entdeckt das Auge einige Ungereimtheiten. Drei heilige Frauen
und ein Mann umgeben die Madonna im Mittelschrein.
Schließlich entpuppt sich die helle Mittelfigur im rechten Flügel
oben sogaar nur als Bild und
nicht als Plastik.Unschwer läßt sich erkennen, daß an die Stelle
des Bildes die männliche Figur aus dem Mittelschrein gehört. Doch
was wurde dann aus der vierten heiligen Figur ?
Die Geschichte des Schnitzaltars erscheint heute wie der Stoff eines billigen
Kriminalromans. Im 15. Jahrhundert entstanden, fiel er schon nach knapp hundert
Jahren der Reformation zum Opfer und landete schließlich auf dem Dachboden
der Kirche. Jahrhunderte vergessen und in der Zwischenzeit verstaubt, überlebte
er die lange Zeit nur Dank seines soliden Eichenholzes.
Erst in der Mitte unseres Jahrhunderts wurde er beim Aufräumen entdeckt,
restauriert und wieder auf den Altar gestellt. Doch die Freude am neuentdeckten
Schmuckstück währte nicht lange. Diebe stiegen durch ein Fenster ein
und entwendeten die Schnitzfiguren. Die Polizei fand weder von den Dieben noch
von den Figuren eine heiße Spur.
Da half kein Fluchen, aber vielleicht das Beten. Denn eines Morgens (nach 12
Jahren) waren tatsächlich die Schnitzfiguren wieder da. Nicht im Schrein,
wo sie eigentlich hingehörten, sondern in einer Kiste wohlverpackt. standen
sie vor der Kirchentür. Ob den Dieben die Ware zu heiß geworden war,
oder ihr schlechtes Gewissen sie zur Rückgabe zwang, wird sicher nie geklärt
werden. Leicht getrübt war die Freude, als beim Auspacken das Fehlen der
heiligen Anna, der Mutter Marias, festgestellt wurde.
Bei den Mösenthiner Schnitzfiguren handelt es sich nicht um die Arbeit
eines Riemenschneiders oder eines seiner Schüler. Es ist vielmehr eine
schlichte, aber solide handwerkliche Ausführung. Ob es ein wandernder Geselle
oder eine Altmärker-Werkstatt war, konnte bisher noch nicht ermittelt werden.
An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen,
die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen.
Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere
Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen
erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter
Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich
mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert
so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen
und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde
es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.
Wenn Sie mit mir diese Meinung teilen, oder sich auch weiter traditionell
dieses Bauwerk erschließen, so lassen Sie sich bitte in der Doppelwirkung
einer kleinen Spende als Besucher zählen.
Dieses können Sie tun - in einer Form, wie es nur das Internet bietet - mit
Internet-Banking. An Stelle eines Software-Zählers, auf den ich hier bewußt
verzichtet habe, zahlen Sie bitte symbolisch Einen Euro
auf das Konto der evangelischen Kirchengemeinde zu Mösenthin ein.
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