Die Feldsteinkirche von Klein Rossau

(Zur großen Bildergalerie am unteren Seitenende)

Von Paul Meitz, Binde im März 1998
(zur Vergrößerung die Bilder bitte anklicken)

Rossauer Kirche: Ein schmuckloser Feldsteinbau überrascht mit einer einzigartigen Ausmalung

Empore und Kanzelaltar wurde den Fresken geopfert


Klein Rossau. Für die zweiteilige, aus Westturm und saalartigem Schiff bestehende, Feldsteinkirche von Klein Rossau existieren für die Bauzeit zwei recht unterschiedliche Daten. Das Merkblatt des Fremdenverkehrs spricht von der ersteh Hälfte des 13. Jahrhunderts, während das Handbuch der Kunstdenkmäler die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts als Bauzeit nennt. Das malerische aber unregelmäßige Feldsteinmauerwerk mit den eingefügten Ziegelsteinbrocken ist in der Regel aber das Merkmal für die spätere Bauzeit. Danach dürften die Angaben im Handbuch eher der Wirklichkeit entsprechen. Die alte Bronzeglocke, die neben den beiden aus Gußstahl im dreiteiligen Glockenstuhl des Turmes hängt und die Jahreszahl 1466 trägt, kann somit der Bauzeit zugeordnet werden.
Die in großen Partien recht gut erhaltene Fresken-Ausmalung des an sich anspruchslosen flachgedeckten Kirchenschiffes entstand ebenfalls im 15. Jahrhundert. 1961/62 freigelegt und duch den Restaurator Fritz Bens aus Jävenitz in mühevoller Kleinarbeit konserviert, umziehen sie jetzt wieder die ganzen Innenwände des Kirchenraumes. Damit ist dieser Raum zu einem bedeutenden Denkmal der Spätgotik geworden.

Siebenfacher Anstrich überdeckte Malerei

Über einem gemalten Sockelgeschoß mit Tüchern, die über Bambusstangen hängen, erstrecken sich in zwei Streifen übereinander christliche Motive. Die einzelnen Abbildungen sind durch breite, mit Ranken geschmückte Rahmen voneinander getrennt.
An der Südseite zeigt die obere Reihe Bilder aus der Entstehung, die untere aus der Kindheitsgeschichte Christi. Die Nordseite zeigt die Passion, die durch die veränderten Fenster in ihrer Gesamtheit gestört wirkt. An der Westseite befinden sich große Heiligenfiguren. Christophorus, Katharina, Barbara und Georg sind gut zu erkennen.
Auf dem heutigen Altar steht ein kleiner spätgotischer Kruzifixus.
Um die unter einer siebenfachen Farbschicht versteckten wertvollen Malereien freilegen und konservieren zu können, mußte der Innenraum der Kirche gänzlich umgestaltet werden. Beide Empoen, das dreiteilige Gestühl und selbst der Kanzelaltar wurden entfernt. Heute erinnert nur noch der Kanzelkorb, der etwas verloren wirkend in der Nähe des Altars steht, an den früheren Altar.
Selbst die Orgel, vom Orgelbaumeister Böttcher aus Magdeburg gebaut, im Jahre 1889 auf der Westempore installiert, hat heute ihren Platz auf dem Fußboden des Kirchenschiffs erhalten.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei:


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

Hier geht es weiter zum Rundgang um die Kirche

Zurück zur Zentralseite