Die Feldsteinkirche von Hohenlangenbeck

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Von Paul Meitz, Binde im Dezember 1996
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Hohenlangbecker Wehrkirche überrascht mit farbenfroher Holzdecke, zahlreiche Fresken und einem rätselhaften Schloß


Einschnitzen der Namen beendete Sitzplatzstreit


Hohenlangenbeck. Umrahmt von alten Bäumen ist die aus dem 12. Jahrhundert stammende Feldsteinkirche auch heute noch der Mittelpunkt des Ortes. Doch ihre Bedeutung für das kulturelle Leben, das sie über Jahrhunderte bestimmte, hat auch sie längst eingebüßt. Aus früheren Zeiten stammen deshalb die Geschichten über Schlägereien um die Kirchensitze. Es ging dabei aber weniger um das fehlende Sitzplatzangebot, sondern in erster Linie um die Sitzordnung. Wieviel aber an der Legende wahr ist, daß die Platzvergabe sogar mit des Teufels Gebetsbuch, den Spielkarten, im Dorfkrug ermittelt wurde, ist heute nicht mehr zu klären.
Betritt man die Kirche, so fallen sofort die in großen Buchstaben in die Bankreihen eingeschnitzten Namen auf. Mit dem Gestühl sind sie im Jahre 1697 entstanden. Der Streit um die Plätze sollte damit für alle Zeiten beendet werden. "Doch der Mensch denkt, aber das Schicksal lenkt", sagt schon ein altes Sprichwort. Wie der Kirchenälteste Erhard Hartwig bestätigt, trifft dieses ganz besonders auf die Bauerngeschlechter von Hohenlangenbeck zu. Die einst von ihnen für alle Zeiten festgelegte Sitzordnung brauchen sie nicht mehr. Nicht eine einzige zu den eingeschnitzten Namen gehörende Familie ist heute noch im Ort ansässig, sagt Hartwig. Der ebenfalls im Jahre 1697 gefertigte Kanzelaltar nimmt fast den ganzen Raum der Apsis ein. Dadurch verdeckt er einen Teil der Fresken, die bis zum Jahr 1962 unter einer konservierenden Kalkschicht verborgen waren. Bilder aus dem Leben Jesu, den Teufel mit seinen Höllengestalten, Sankt Georg im Kampf mit dem Drachen und vieles mehr kann man darunter entdecken.
Sehenswert ist auch das kunstvoll aus Holz gefertigte Taufbecken. Ein Sechseck aus Säulen und Ornamenten, mit einer Blüte als Abdeckung.
Über die in schlichtem Grau bis naturfarben gehaltenen Innenausstattungen spannt sich eine farbenfrohe Holzdecke. In kräftigen Farben, wie sie sonst nur aus alten Bauernmalereien bekannt sind, reihen sich Blüten, Sterne und Ranken aneinander. Eine bunte Blumenwiese über Kirchengestühl und Kanzel. Naturverbundener läßt sich der christliche Glaube sicher nicht ausdrücken.
Wenn der Kircheälteste Erhard Hartwig die Kirche verläßt und den Schlüssel in das Schloß steckt, soll jeder Besucher genau hinsehen. Statt der üblichen Rechtsdrehung dreht er nämlich den Schlüssel nach links, um die Tür zu verschließen. Sollte sich der Schmied, der vor Jahrhunderten dieses Schloß schuf, geirrt haben, oder hat er bewußt diese Sperre eingebaut ? Die Antwort ist nicht ganz einfach. Sie soll hier aber nicht verraten werden. Bei genauem Hinsehen wird sie aber jeder Besucher schnell selbst herausfinden.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei: Familie Klopp, Dorfstr. 2 - gegeüber der Kirche oder Familee Schäfer, Dorfstr. 16 - neben dem Dorfteich


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

Hier geht es weiter zum Rundgang um die Kirche , hier können Sie Geschichtssplitter aus dem Schaukasten nachlesen

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