Die Feldsteinkirche von Henningen

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Von Paul Meitz, Binde im Juni 1998
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Die Henninger Feldsteinkirche bietet sehenswerten Schnitzaltar /Ahnentafel erinnert an die Familie von dem Knesebeck

Ein Lutherlied und ein überlebensgroßer Heiliger


Henningen. Die großen Stützpfeiler am Turm der Henninger Feldsteinkirche geben dem Bauwerk etwas Gebrechliches. Unterstützt von den großen Fensteröffnungen des Schiffes verblaßt dadurch das Bild ihrer einstigen Bestimmung als Wehrkirche. Es steht aber zweifelsfrei fest, daß auch sie einmal zum Schutz der Dorfbewohner errichtet wurde.
Jahrhundertelang stand diese Kirche unter der Schutzherrschaft derer von dem Knesebeck. Heute erinnert nur noch eine lange Ahnentafel an der im Jahre 1631 errichteten Empore an dieses einst mächtige Geschlecht.

Mondsichel-Madonna

Sehenswert ist der Ende des 15. Jahrhunderts entstandene Schnitzhaltar. Im Schrein als zentrale Figur eine der vielen Varianten der Mondsichelmadonna, flankiert von je zwei Reliefs. Drei davon zeigen Szenen aus dem Leben Marias, während das vierte das Martyrium des heiligen Laurentius zeigt. In den Flügeln entdeckt man die zwölf Apostel in zwei Reihen übereinander. Zur Zeit sind davon aber nur sechs auf ihren Platz, während sich die restlichen beim Restaurator befinden.
An der Wand des Kirchenschiffes steht die überlebensgroße Figur eines Heiligen. Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden, soll sie den heiligen Laurentius darstellen. Lorenz Laurentius, Diakon des Papstes Sixtus II, starb als Märtyrer im Jahre 258 in Rom während der Christenverfolgung unter Kaiser Valerianus. Nach einer im 4. Jahrhundert erschienenen Legende soll er auf einem Rost verbrannt wurden sein. Papst Sixtus II kam ebenfalls im Jahre 258 während der Verfolgung um. Das Wie ist aber, im Gegensatz zu Laurentius, nicht überliefert.

Decke zeigt Liedtext

Ein Blick zur Kirchendecke macht auf deren Ausmalung aufmerksam. Während aber die Chordecke mit einer bunten Schablonenmalerei versehen ist, entdeckt man unter der anders gestalteten Decke des Kirchenschiffes den Liedtext: "Eine feste Burg ist unser Gott." Es handelt sich hierbei um das Lied, das Martin Luther im Jahre 1529 schrieb und auch vertonte. Zwälf Jahre nach Beginn der Reformation, die durch Luthers Thesenanschlag an die Schloßkirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 eingeleitet wurde. Dieses Lutherlied liefert den Beweis, daß die Ausmalung der Decke des Kirchenschiffes noch während der Reformation oder in den Jahren danach geschah. Warum, das wird ein Rätsel bleiben. Läutete doch die Reformation die Zeit ein, in der aller Schmuck aus den Kirchen entfernt wurde, da er in den Augen der Reformer vom rechten Glauben ablenkte.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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