Die Feldsteinkirche von Heiligenfelde
Von Paul Meitz, Binde im Februar 1998
(zur Vergrößerung die Bilder bitte anklicken)
Kirchenbuch von Heiligenfelde berichtet über Hexenprozeß aus dem
Jahre 1687 / "Pakt mit dem Teufel"
Mörderische Tat rankt sich um alten Feldsteinbau
Heiligenfelde. Der Name des Ortes weist auf eine christliche Kultstätte
hin. Urkundlich erwähnt wurde er aber erstmals am 17. April 1235 bei einem
Güteraustausch zwischen dem Dorf Heilighenvelde und dem Kloster Arendsee.
Die Ortsgründung liegt aber noch viel weiter zurück und wird um das
Jahr 600 vermutet.
Als im Jahre 1180 die dreiteilige Feldsteinkirche eingeweiht wurde, war der
Ort also urkundlich noch nicht erfaßt. Eine trutzige Kirche, dessen kleines
Ostfenster noch heute an den wehrhaften Charakter erinnert. Alle übrigen
Fensteröffnungen wurden in den Jahren 1685 und 1708 erweitert. Auch die
Holzdecken von Schiff und Chor mit ihrer Kassetteneinteilung stammen aus dieser
Zeit. Im Jahre 1685 wurde auch die Empore errichtet und dabei ihre Füllungen
mit Bildern aus dem Leben Jesu geschmückt.
Tonnengewölbe durch eine Holdecke ersetzt
Von 1871 bis 1899 erfolgte eine Umgestaltung des Innenraumes. Eine mit einem
neugotischen Prospekt versehene Orgel wurde angeschafft. Das Tonnengewölbe
des Turmes wurde herausgebrochen und durch eine Holzdecke ersetzt. Auf Veranlassung
von Professor Kuschmann wurde in den Jahren zwischen 1911 und 1914 der Innenraum
der Kirche ausgemalt.
Seit 1993 wird der Innenraum neu gestaltet. Wände und Fußboden sind
schon isoliert. Auch der Altar wurde in der Zwischenzeit erneuert. Jetzt wartet
die Kirche auf eine neue Ausmalung.
Betritt man die Kirche und löst den Blick von den fremd wirkenden Stuhlreihen,
so fällt er unweigerlich auf den alten Taufstein. Ein unbekannter Künstler
schuf ihn im Jahre 1421 aus einem großen Sandsteinblock. Seine Felder sind
abwechselnd mit Figuren aus dem christlichen Leben und Rankenmustern geschmückt.
Das finstere Kapitel der langen Geschichte der Heiligenfelder Kirche erfährt
man aber erst aus dem Kirchenbuch. Gemeint ist der Hexenprozeß gegen drei
Frauen aus Heiligenfelde, durch den die Stadt Arendsee die traurige Berühmtheit
erlangte, weit und breit die letzte zu sein, die einen derartigen Prozeß
durchführte. Man schrieb das Jahr 1687, als drei Frauen aus Heiligenfelde
der Hexerei und der Buhlschaft mit dem Teufel verdächtigt wurden. Unter den
Händen der Folterknechte gestanden sie auch die ihnen zur Last gelegten Taten.
Darauf wurden sie zum Tode verurteilt und auf grausamste Weise hingerichtet.
Eine Tat, die selbst mit dem finsteren Aberglaubgen jener Zeit nicht zu entschuldigen
ist. Die Kirchenbücher von Arendsee und Heiligenfelde berichten davon noch
heute.
An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser
Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal
sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere
Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen
erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter
Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich
mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise
unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie
es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das
kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.
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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von
mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten
Autoren, Vereine und Institutionen.
Andreas
Schwieger, Apenburg