Die Dewitzer Feldsteinkirche

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Von Paul Meitz, Binde im Juli 1999
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Das Rätsel des Dewitzer Sühnekreuzes bleibt ungelöst


Auf den Grundmauern der alten Wehrkirche erbaut



Dewitz. Unter dem Namen "villa dewitze", der seinen wendischen Ursprung nicht verleugnen kann,wurde der heutige Ort Dewitz im Jahre 1321 erstmals urkundlich erwähnt. Der Grund dieser Erwähnung war Margarete von Brezecke, die in diesem Jahr in das Nonnenkloster von Arendseeeintrat und als Mitgift von Ihrem Vater mit Ländereien aus Dewitz ausgestattet wurde. Nichtüberliefert wurde dabei, ob der Ort zur damaligen Zeit auch schon seine romantischen Feldsteinkirche hatte. Bis zum heutigen Tag ist nämlich der Zeitpunkt der Grundsteinlegungdieser alten Kirche unbekannt. Über Größe und Standort kann man sich dagegen auch heute nochinformieren. Die jetztige Kirche, in den Jahren 1883/84 im zur damaligen Zeit üblichen neugotischen Stil errichtet, steht nämlich auf den Grundmauern dieser alten Kirche. Wie dieWände beweisen, fand beim Neubau aber auch viel Material der alten Kirche Verwendung.

Reich verzierte Balken in Spitzdachform

Rätsel gibt dabei nur ein Sühnekreuz in der Ostwand des Chores der neuen Kirche auf. Wann undaus welchem Grund wurde es aus einem Feldstein gehauen ? Seine recht primitive Ausführung läßtdaraus schließen, daß hier kein geübter Steinhandwerker tätig war. Die Geschichte der Sünekreuzeist schon so alt wie die Christenheit. Sie wurde stetzt, wie ihr Name sagt, als selbst auferlegteBuße gegenüber Gott angefertigt. Vielfältig sind die Gründe für ihr Entstehen. Betrug,Gotteslästerung und Ehebruch sind nur einige davon.
Das Innere der Kirche, auch heute noch im neugotischen Stil der Entstehungszeit, ist besondersharmonisch abgestimmt.Der erste Blick fällt stehts auf den Backsteinaltar mit seinem imposanten,von schlanken Säulen getragenen Aufsatz. Im Mittelschrein, als zentrale Figur und gut sichtbarauf hellem Grund, der Gekreuzigte. Rechts und links flankiert von je zwei Evangelisten. Allein reich verzierten Portalen und durch schlanke turmartige Säulen getrennt.
Beim Blick nach oben entdeckt man eine reich verzierte Balkendecke in der sehr seltenen Spitzdachform. Kanzel, Gestühl, Taufe und Empore, alles einheitlich im neugotischen Stil,vervollständigen die sehenswerte Innenausstattung.
Das Innere des schmalen Turmes wird von eichenen Glockenstuhl beherrscht. In ihm hängen die beiden Guß-Stahlglocken aus der Zeit des Kirchenbaues. Es läßt erkennen, daß diese alte Wehrkirche einst in zwei ganz verschiedenen Bauphasen entstanden ist. Durch seine gleichgroßen und waagerecht angeordneten Steine weist das Kirchenschiff, wie auch der rechteckige Chor, auf die erste Entstehungsphase der Wehrkirche in der Altmark hin. Es war die Zeit um das 13. Jahrhundert. Mehr als hundert Jahre vergingen, bis die Kirche ihren heutigen quadratischen Wehrturm erhielt. Er entstand in der zweiten großen Phase des Kirchenbaues, die sich vom 14. bis 15. Jahrhundert hinzog. Leicht erkennbar an den zwar behauenen, aber in recht verschiedenen Größen in das Mauerwerk eingefügten Feldsteinen.
Geblieben sind aus der Bauzeit die kleinen Wehrfenster im Schiff und Chor. Sie vermitteln noch heute einen Eindruck von der früheren Wehrhaftigkeit dieser Kirche. Schiff und Chor sind im Inneren flachgedeckt. Ein steiler, rundbogiger Triumphbogen verbindet Schiff und Chor und gibt den Blick auf einen Schnitzaltar aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts frei. Im Mittelschrein befindet sich eine Madonna flankiert von der heiligen Katharina und der heiligen Barbara. In den Flügeln befinden sich, in zwei Reihen übereinander, die zwölf Apostel. Die solide handwerkliche Ausführung der Schnitzfiguren läßt auf eine damalige Salzwedeler Werkstätte schließen.
Sehensert ist auch der fünfeckige, im spätgotischen Stil gemauerte Taufstein. Seine aufgemalte Inschrift ist mit der Jahreszahl 1649 datiert. Der ebenfalls sehenswerte Kanzelkorb dürfte mit seinen gedrehten Säulen dagegen erst rund hundert Jahre später entstanden sein.

Fresken nur schattenhaft

Das Erkenne der Fresken bereitet dagegen große Schierigkeiten und setzt gewisse Vorkenntnisse voraus. Erst im Jahre 1965 freigelegt, sind sie zum Teil nur noch schattenhaft angedeutet.
Nach längerem Hinsehen glaubt man, an der Ostwand des Chores den kreuztragenden Christus undeinige Kreuzigungsszenen zu erkennen. Christophorus an der Ostwand des Schiffes richtig zuzuordnen, setzt außerdem voraus, daß dem Betrachter das Bild dieses Heiligen ausreichendbekannt ist. Die Gregorsmesse, die sich unterhalb des Christophorus befindet, bedarf außerdemnoch eine gehörige Portion Phantasie.

Den Schlüssel für die Kirche gibt es von : Frau Gabriela Totz, Dorfstr. 36 a, 39606 Dewitz, Telefon: 039391-510

An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2002 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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Der Innenraum (noch nicht fertig)

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