Förderverein Dorfkirche
St. Stephan Böddenstedt e.V.
Wohrsberg 58, D-29410 Salzwedel

Die Dorfkirche in Böddenstedt                

Böddenstedt zählte wohl nur etwa 100 Einwohner, als die Kirche im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Erste genaue
Zahlen gibt es erst um 1800. Der Ort bestand zu dieser Zeit aus 113 Einwohner, 1900 waren es dann 138, heute
über 520 Einwohner. DerOrt ist eine alte deutsche Siedlung (stedt = Ort, Wohnstätte), die 1112 zum ersten Male
urkundlich erwähnt wird. Nachweislich wird Böddenstedt seit 1879 als Teil der Evang. Kirchengemeinde St. Marien
Salzwedel geführt. 1952 wird Böddenstedt ein Stadtteil von Salzwedel.

Schon im 12. und 13. Jahrhundert hatte fast jedes Dorf in der Altmark ein eigenes Gotteshas - wie wohl in keiner anderen
Region Mitteleuropas. Die meisten sind wie unsere Kirche aus Findlingsgranit errichtet, den es auf der "Höhe" der Moränenland-
schaft im Westen der Altmark, reichlich gab. Die zahlreichen romanischen Dorfkirchen sind sich äußerlich sehr ähnlich. Sie
sind christliche Sakralbauten, keine Wehrkirchen, Natürlich wird man sie, da einmal vorhanden, auch als Zufluchtsort
benutzt haben, Etwas weist in unserer Kirche noch heute darauf hin: der Balken zur Sicherung der Tür, der - einmal
entfernt - nachträglich nicht wieder eingebaut werden kann, ohne das Mauerwerk zu zerstören.

So wird unsere Kirche beschrieben im Verzeichnis der Orte, die beim Tag des Offenen Denkmals besucht werden könen:
"Dorfkirche St. Stephan einfaches, rechteckiges Schiff mit halbkreisförmigem östlichen Abschluß, Feldsteinbau 13.
Jahrhundert mit hölzernen Glockentorm". Kenner sprechen von einem "besonderen Kleinod in der Altmark". Der Raum übt
eine große Wirkung auf die Besucher aus, gibt das Gefühl der Geborgeneheit.

Wertvolle spätgotische Wandmalereien mit Passionsszenen und Rankenwerk müssen vor weiterem Verfall bewahrt werden,
Nässeeinwirkung, Mauerschäden und Sonneneinstrahlung haben dafür gesorft, daß die Bilder zum Teil nur noch als
Fragmente erhalten und nur schwer zu deuten sind.

Der Turm aus Eichenbalken ist ein eigenständiges Bauwerk ohne Anbindung an das Kirchenschiff. Auf Grund der
dendrochronologischen Untersuchung durch Herrn Ulf Frommhagen und das Deutsche Archäologische Institut in Berlin
wissen wir heute von zwei verarbeiteten Balken interessantes. Ein Auszug aus dem Protokoll:

        "eine Eiche wuchs von 1381 - 1425, verbaut wurde sie 1426,
         eine zweite wuch von 1357 - 1425, verbaut ebenfalls 1426,"

 

So genau kann man heute das Alter eines Baumes bestimmen und da das Holz damals frisch verarbeitet worden sei, wisse
man damit die Bauzeit des Turmes.

Die zwei Bronzegklocken "sind in kulturhistorischer und denkmalspflegerischer Hinsicht von hoher Wertigkeit. Vor dem
Hintergrund der flächendeckenden Abnahme von Glocken in den beiden Weltkriegen und darüber hinaus, ist es sehr hoch
zu bewerten, daß beide Grocken in dieser keinen Dorfkirche vorhanden sind" urteilt Glockenbauer Rolf Klietz.

Die große Glocke nennt auf einer Umschrift die Jahreszahl ihres Gusses: 1484. Sie hat einen Durchmesser von 820 mm und
eine Masse von 340 Kg.
Die kleinere ist die ältere der beiden Bronzeglocken. Sie trägt keine Schriftzeichen, aber neun Brakteaten. Ihre Form - besonders
die sechseckige Krone - läßt darauf schließen, daß diese Glocke schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts gegossen wurde (ca. 1380).
Lange Jahre haben die Glocken schweigen müssen wegen Baufälligkeit des Turmes und verbrauchter Lagerung.

Im Jahre 1998 wird der "Förderverein Dorfkirche St. Stephan Böddenstedt e.V." gegründet, der sich von Anfang an zwei Ziele
gesteckt hat: Die Kirche muß im Dorf bleiben, d.h. sie muß vor weiterem Verfall bewahrt werden. Und durch das gemeinsame
Bemühen um die kleine Dorfkirche und die vom Förderverein mit 80 Mitgliedern verantworteten Veranstaltungen, wird die
Gemeinschaft im Dorf gefördert. So ist der Förderverein für das Zusammenwachsen von Altdorf und Neubaugebiet von
entscheidender Bedeutung. Denn "wo Kirchen zerfallen, geht auch ein großes Stück Identität der Bewohner verloren".

 

Zum Erhalt der Kirche konnten folgende Arbeiten in Auftrag gegeben und ausgeführt werden:

Dachdeckerarbeiten -                Hans-Jörg Kaul                            39.832,- Euro
Zimmerarbeiten -                       Nils Gnoth                                    35.397,- Euro
Maurerarbeiten -                        Hoch- und Tiefbau SAW             12.427,- Euro
Malerarbeiten -                          Günter Kakerbeck                         4.998,- Euro
Fresken -   Restauratorinnen Helma K.Groll und Susanne Schubert   2.494,- Euro
Kirchentür -                               Heinz und Klaus Wellmann u.a.       2.369,- Euro
Elektroinstallation -                    Wolfgang Liesener                           1.474,- Euro
Bleiverglasung Ostfenster -         Heiko Franke                                     232,- Euro
Bleiverglasung der vier Fenster - Heiko Franke                                     835,- Euro
Reparatur der beiden Glocken - Rolf Klietz                                        3.300,- Euro
Planungsbüro Altmark -             Herfried Blomer                                6.041,- Euro
Kirchliches Verwaltungsamt -                                                             1.071,- Euro
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Ausgaben insgesamt:                                                                   110.578,- ,- Euro

Damit ist die Kirche rundum saniert (sieh auch die Fotoserie "Rundgan um die Kirche" vorher -nachher)- bis auf die Säuberung
und Festigung der Fresken, die noch einmal 12.920,- Euro kosten sollen.

Durch Spenden und Mitgliedsbeiträge brachte der Förderverein St. Stephan bisher (Stand 2003) ca. 50.000,- Euro auf, d.h. 45 %
der Gesamtkoasten !
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