Günter Schröder: Apenburger Kirchengeschichte – Apenburger Pfarrer (5)

Nicht über jeden der in der evangelischen Pfarrerliste genannten Pastoren gibt es ausführliche Berichte. Einige Hinweise fand ich im Kirchenarchiv des Konsistoriums in Magdeburg, denn dort werden die Personal- und sonstigen Akten der Kirche aufgehoben. Da sie während des Krieges ausgelagert waren, haben sie die Bombenangriffe gut überstanden. Aus diesen Akten erfährt man beim Lesen Persönliches und Privates, manchmal wenig, dann wieder ausführlich.

Bei Erasmus Linter stand nur, dass er bis 1579 in Apenburg tätig war.

Heinrich Denicke, der aus Braunschweig stammte und von 1598 bis 1648 in Groß Apenburg als Pfarrer arbeitete, entwickelte viel Phantasie beim Schreiben seines Namens. So nannte er sich auch Denich, Dichenius, Dinichius, unterschrieb aber mit FC.

Lazarus Hübner war von 1648 bis 1662 Oberpfarrer und Superintendent in Gr. Apenburg. Er stammte, wie viele andere Amtsinhaber auch, aus einer Pfarrerfamilie. 1643 heiratete er, damals noch Pfarrer in Kallehne, die Witwe Anna Althus. Die Familie hatte insgesamt 11 Kinder. Der Sohn Hermann Dietrich wurde später Pfarrer in Krusemark. Die Frau überlebte auch ihn und heiratete 1664 den Gastwirt Pasche aus Gr. Apenburg.

Franziskus KämmerichFranziskus Kämmerich (1673 bis 1682 Oberpfarrer in Gr. Apenburg) stammte aus Werben. Sein Sohn Peter Cemmerich war später Pfarrer in Altentreptow. Bei Nachforschungen im Internet fanden wir einen Dietrich Hermann Kemmerich, geboren 1677 in Gr. Apenburg, der als studierter Jurist Professor in Erlangen, Brandenburg, Wittenberg und Jena war. Er müsste ebenfalls ein Sohn des Pfarrers gewesen sein, obwohl er im Pfarrerbuch der Provinz  Sachsen bei der Familie nicht aufgeführt wird.

Michael Buchardi war von 1693 bis 1724 Pfarrer in Gr. Apenburg. Alle Pfarrer hatten bereits eine oder mehrere Amtsstationen hinter sich, bevor sie nach Apenburg kamen. So war Buchardi Lehrer an einer Stadtschule in Berlin und Pfarrer in Jeeben, bevor er Oberpfarrer in Apenburg wurde. Er musste sein Amt aus Gesundheitsgründen niederlegen, starb aber erst 1743 in Apenburg. Seine älteste Tochter heiratete den 1729 im Amt folgenden Heinrich Schwerdt.

Von Heinrich Schwerdt erfuhren wir aus den Dokumenten der Turmkugel, dass 1719 die Königliche Accise hier eingeführt wurde. 1749 gab es hier einen Acciseeinnehmer, einen Visitator und zwei Torschreiber.

Unter Pfarrer Christian Thiede (1816-1848 in Ap.) wurde im Jahre 1820 und 1825 der im Jahre 1704 errichtete Turm grundlegend umgebaut. Ursprünglich stand auf einem 12 Fuß hohen Feldsteinsockel ein mit Brettern verkleideter Turmaufsatz. 1820 wurde der gemauerte Sockel erhöht und mit einem ausgemauerten Fachwerk ergänzt. Das Dach wurde 1820 als Kuppel und 1825 als Spitze in der heutigen Form ausgeführt.

Er schrieb am 4. März 1825 über das Wetter: „Der gegenwärtige bisherige Winter gehört zu den gelinden. Die Witterung im vorigen Herbste zeichnete sich durch sehr viel Regen und durch häufige Sturmwinde aus. Der Februar führte zwar bald nach seinem Anfange und an seinem Ende sehr starken Frost und ziemlich vielen Schnee, aber doch jedesmal nur einige Tage mit sich.“ Die Winter waren auch damals nicht immer das, was der Name verspricht.

Pfarrer Georg August Rudolf Busch war von 1883 bis 1909 Pfarrer in Apenburg. Aus seinen Akten geht hervor, dass er mehrmals außer der Reihe Zuwendungen bekam, weil er durch eigene und Krankheit der Kinder in finanzielle Not geraten war. Er kam nach Apenburg, weil die Stelle wesentlich besser dotiert war als die vorherigen in Thamsbrück und Kakerbeck. Während seiner Tätigkeit in Kakerbeck wurde er vom preußischen Minister der geistlichen und Medizinalangelegenheiten mit dem Roten Adlerorden vierter Klasse ausgezeichnet.

Oskar Weber wurde am 8. Juni 1870 in Groß Oschersleben geboren. Seine Ordination fand 1901 statt. Er  war von 1909 bis 1938 in Apenburg als Pfarrer tätig.  Ansonsten können wir über Oskar Weber bisher nur das berichten, was er am      12. August 1914 in seinem Bericht für die Turmkugel schrieb.

weber.jpgDaraus erfahren wir, dass der Schulbau im Mühlenweg eigentlich für 1915 vorgesehen war. In diesem Bericht lesen wir auch, dass Wilhelm Schulenburg Amtsvorsteher und Martin Heuer Ortsvorsteher war, dem Ernst Wichmann im Amte folgte.

In Apenburg lebten 1914 1265 Einwohner, im Gutsbezirk Gr. Apenburg wohnten sechs und in Rittleben 40 Personen.

In seinem Bericht äußert er sich sehr vaterlandstreu und bittet in der Zeit des Krieges um baldigen Frieden. Der Fluch des Krieges traf das Vaterland erst ein paar Jahre später mit voller Wucht.

In den Unterlagen Pfarrer Webers fand sich auch eine Auflistung darüber, was ein Pfarrer damals im Jahr an Einkünften hatte:

Grundgehalt    3600 Mark,

Alterszulage      100 Mark,

Fuhrkostenentschädigung   300 Mark.,                       

freie Dienstwohnung.           

 

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