+++ Pressestimmen zum Burgfest in Apenburg im Jahre 2009 +++

Die Altmarkzeitung

Minnesänger im Wettstreit Neuer Besucherrekord /

Wenn kleine Hofdamen vor den werbenden Rittern die Flucht ergreifen

Von Peter Lieske APENBURG. "Das war ein tolles Showprogramm", sagte am Sonnabendnachmittag ein Besucher des Burgfestes.

Auf der Wiese vor der Alten Burg in Apenburg stand dieses Mal ein historischer Sängerwettstreit nach dem Vorbild des Sängerwettstreits auf der Wartburg im Mittelpunkt. Der Apenburger Andreas Schwieger hatte wie schon bei anderen Burgfesten die Idee und mit dieser besonders Erfolg. "Der Aufwand hat sich gelohnt", sagte er gestern nach Kassenschluss. Mit 2 266 zahlenden Besuchern erreichte die zwölfte Auflage einen neuen Rekord, informierte Andreas Schwieger weiter, der nicht nur viel Freizeit, sondern auch viel Geld in das Fest investierte. Nicht mitgerechnet sind die Kinder, die unter Schwertmaß keinen Eintritt zu zahlen brauchten, sowie 160 Akteure, von den Kassierern über Schausteller bis zu den Verkäufern an den Ständen. Für den Sängerwettstreit holten Andreas Schwieger sowie die Kulturmanagerin Anne Schliephake drei namhafte Altmärker nach Apenburg: Andreas Finger von der Dannefelder Folklore-Gruppe Hoahnenfoot, den Kreischorleiter des Sängerkreises Heide-Drömling und fünffachen Chorleiter Hermann Horenburg sowie Musiklehrerin

Andrea Jürges aus Gardelegen. Mit einer Punktetabelle, unterteilt in mehrere Rubriken, bewertete jedes Jurymitglied den Gesang. Für die Besucher hoben sie zudem zur Bewertung eine Rose für einen sehr guten Vortrag, Eichenblätter für eine gute Leistung und einen Diestel-Ast für einen nicht gelungenen Vortrag. Letzter kam nicht zum Einsatz.

Gleich sechs Sängerinnen und Sänger gehören Chören an, die Hermann Horenburg leitet. "Er hat keinen Unterschied mit uns gemacht", sagte
Melanie Krüger von den Salzwedeler Zaunkönigen. Als Jurymitglied hielt sich Hermann Horenburg aus den Vorbereitungen heraus, versicherte die Salzwedelerin. Zum Auftakt wurde sie von der Jury sogleich mit drei Rosen bedacht. Diese streckten die Jurymitglieder auch bei Kerstin Mertens und Verena Fiehn in die Höhe. Alle singen bei den Zaunkönigen. Als beste Sängerin mit einem Sack voll Gold wurde schließlich die letztgenannte Salzwedelerin gekürt. Als einziger Lokalmatador überzeugte Sven Schüler mit einem Bierlied und ließ ein wenig den Eindruck vermitteln, wie es wohl beim Sängerwettstreit auf der Wartburg geklungen haben möge. Als letzte Sängerin betrat Ortrud Kaiser aus Demmin die Bühne. Sie kam zum alljährlichen Familientreffen der Apenburgs in die Altmark. Alle acht Teilnehmer hatten zunächst ein selbst auserwähltes Lied aus dem Mittelalter vorgetragen. Dass das zweite, das Palästina-Lied von Walther von der Vogelweide, jeweils das gleiche war, hörten nicht alle Besucher bei den verschiedenen Interpretationsweisen heraus.

Der Sängerwettstreit war zwar der Höhepunkt des Festes, aber lange nicht alles, was das Burgfest zu bieten hatte. Mit der Musik von
Scherbelhaufen fühlten sich die Besucher sogleich in die mittelalterliche Zeit zurückversetzt. Hamburger Spielleute überzeugten mit ihrer feinfühligen Musik und Akrobatik. Die Stars des Wochenendes waren aber Villons Erben mit ihren Theaterstücken für Kinder wie auch für Erwachsene sowie ihrem unvergleichlichen Michéle, wie sich Michael Blumberg nennt. Mit seinem kräftigen Organ, als unverbesserlicher Sprücheklopfer, Multi-Instrumentenspieler und Alleinunterhalter war Michéle rund um die Uhr im Einsatz.

Im Schatten der Burg hatte das Hamburger Handwerker-Gelage seine Zelte aufgeschlagen. Die Freifläche vor der Festwiese haben die Verdener Zehnttreiber quasi schon als Stammplatz gebucht und sorgen Jahr für Jahr mit ihren Zelten für ein abgerundetes mittelalterliches Ambiente am Fuße der Burganlage.

Vor allem für die Familie hat das Burgfest eine Menge zu bieten. Bei den Ritterspielen gab es gestern erstmals ein Burgkegeln und eine
Räuberjagd als neue Spielstationen. Um den goldenen Pfeil konnten Kinder wie auch Erwachsene mit Pfeil und Bogen schießen. Und besonders gelungen war die neue Version, kostümierte Kinder zu ehren. Dieses Mal waren die kleinen Ritter gefragt, die Prüfungen bestehen mussten, um damit die Herzen der Hofdamen zu erobern. Zu niedlich war es anzuschauen, wie die kleinen Hofdamen die Flucht ergriffen, als die kleinen Ritter von den Hamburger Spielleuten aufgefordert wurden, ihre Dame auszuwählen. Und eigentlich waren die Jungen von den vorherigen Kämpfen mit den großen Rittern viel mehr angetan, als auf Brautschau zu gehen. Am Ende war es wie vor 700 Jahren: Die Eltern kümmerten sich um die Partnerwahl ihrer Kinder.

Und wer dem Trubel für kurze Zeit entfliehen wollte, der suchte den Burghof auf oder kletterte auf den Turm, um den Blick über die
altmärkische Landschaft schweifen zu lassen. ( v. 7.9.2009)............................... (zurück)