Die Feldsteinkirche von Tylsen

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Von Paul Meitz, Binde im April 1999
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Die Tylsener Dorfkirche bewahrt Handwerkskunst aus mehreren Jahrhunderten



Das Storchenpaar zählt zu den eifrigsten Besuchern


Tylsen. Im Jahre 956 wurde das heutige Tylsen unter dem Namen Tulci erstmals urkundlich erwähnt. Der Grund war, daß es zu den 6 slawischen Dörfern gehörten die König Otto I. in diesem Jahr der Abtei Quedlinburg schenkte. Nicht erwähnt wurde bei dieser Schenkung aber, ob der Ort Tulci schon eine Kirche besaß. Wenn ja, so war es ein schlichter Fachwerk- oder Holzbau mit einem Dach aus Grassoden. Auf den Bau ihrer Feldsteinkirche mußten die Tylsener noch rund 400 Jahre warten. Zuerst entstand eine kleine, rechteckige Wehrkirche. Ein reiner Zweckbau, der im Jahre 1600 erstmals baulich verändert wurde. Nach Osten entstand ein seitlicher Anbau und gleichzeitig ein flachbogiger Abschluß. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche 1851 durch das Aufsetzen des Backsteinturmes.
Im gleichen Jahr wurde der Innenraum der Kirche neu gestaltet. Kunsthandwerkliche Arbeiten aus mehreren Jahrhunderten fanden Eingang. Ein Salzwedeler Kunsttischler mit Namen Kliemek schuf das imposante Kruzifix über dem Altar. Auch die Kanzel wurde in seiner Werkstatt gefertigt. Daß er dabei den Schalldeckel der alten Kanzel aus dem Jahre 1601 wiederverwendete, zeugt von der hohen Qualität früherer Handwerksarbeit.
Die Wiederverwendung historischer Handwerkskunstspiegelt sich auch in der West- und Nordempore wider. Die 21 Relieffiguren, die heute die Brüstung dieser Emporen zieren, befanden sich einst an der Fassade des Salzwedeler Gildehauses, das 1534 errichtet wurde. Die Fette dieses Hauses, das 1840 dem Abbruch zum Opfer fiel, wurde zum tragenden Teil der Emporebrüstungen.
Die Tylsener Grundherrschaft erwarb diese Kunstwerke und verwendete sie zum Schmuck ihrer Kirche. Deshalb findet man unter den Relieffiguren nicht nur Heilige, wie zum Beispiel Katharina, Barbara, Petrus und Johannes, sondern auch Pfeifer, Landknechte, Trommler, einen berittenen Hauptmann nebst einer Reihe Salzwedeler Bürgerwappen.
Eine Kirche zum Verlieben. So dachte sicher auch das Storchenpaar, das sich auf dem Turm sein Nest baute. Wie ein Tylsener scherzhaft sagte, sind die beiden Störche seit dieser Zeit die eifrigsten Kirchenbesucher.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Mai 2002 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen.
Andreas Schwieger, Apenburg

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