Die Kirchen in Stappenbeck


Von Friedrich-Wilhelm Schulz, Stappenbeck im April 2002


Stappenbeck, ein Dorf mit 215 Seelen, knapp 6 km südlich von Salzwedel an der B 71 gelegen, besitzt zwei Kirchenbauten. Die Gemeindekirche, mit dem örtlichen Friedhof und die Klauskirche, eigentlich eine Kapelle, da sie über keinen Glockenturm verfügt. Ein Dachreiter ziert ihren First. Vor langen Jahren, rief eine kleine Glocke die Gläubigen zur Andacht. Nun fragt man sich natürlich, wie kommt solch kleines Dorf zu zwei Gotteshäusern?

Beginnen wir mit der Haupt- oder Gemeindekirche, ich möchte sie so bezeichnen, weil sich in ihr die Gemeinde in frohen und schweren Stunden zusammen findet, und sie wahrscheinlich seit der Christianisierung den kirchlichen Mittelpunkt darstellt. Gebaut wurde diese Kirche, eine Sankt Marienkirche, wie fiele Kirchen in der Altmark im 13 Jh.. Dem mächtigen Breitturm folgt das Mittelschiff, gefolgt vom Kreuzgewölbe mit dem Altarraum. Diese wuchtig anmutende Feldsteinkirche, stellte im Mittelalter für die Bewohner neben dem geistlichen Hort, auch eine Trutzburg dar.

An der Jeetze war die Schulenburg gelegen. In einigen Überlieferungen wird sie als Raubritternest bezeichnet, andererseits als Vorposten der Salzwedeler Stadtverteidigung genannt.

Auffallend ist das sauber ausgeführte Feldsteinmauerwerk. An der Südseite des Turms befindet sich eine Sonnenuhr, die in einer Sandsteinplatte eingearbeitet ist. Sie ist 1698 als Abschluss der Turmsanierung angebracht worden. Unter der Sonnenuhr ist folgende Inschrift eingemeisselt:

Es ist der Turm alhier

mit Ankern fest gemacht

Der Weiser zeigt an, wer

dieses Werk vollbracht.

Anno 1698 den 30. Mai

Leider ist der Stab (Weiser) inzwischen abgerostet und wurde bei der Restaurierung des Turms 2000 - 2001 nicht ersetzt. Der Turm birgt zwei Glocken, eine grosse Bronzeglocke und eine kleine, die nach dem ersten Weltkrieg als Ersatz für die 1916 fürs Vaterlang geopferte Bronzeglocke angebracht wurde.

Die Eingangspforte an der Turmseite wird von zwei wuchtigen Grabplatten gesäumt. Sie sind zwei Pastoren gewidmet. Dem Pfarrer Nikolaus Seidel links und rechts Johannes Flügel. In früheren Jahren befand sich der Eingang an der rechten Seite des Mittelschiff. Die Verschlossene Öffnung ist an der Ummauerung noch zu erkennen.

Im Inneren der Kirche finden sich einige nennenswerte Kunstgegenstände.

Der dreiflüglige spätgotische Marienaltar mit wertvollen Schnitzfiguren, der Taufengel, ein Standbild von Jesu, eine bemalte Balkendecke und die ebenfalls bemalte Brüstung der Empore aus dem 17. Jh.. Zum Gedenken zweier Gefallener des Ersten Weltkrieg sind an der rechten Seite im Mittelschiff Tafeln angebracht.

Nach dem 30 Jährigen Krieg wurde das Innere der Kirche renoviert und ausgestattet. Über den Umfang der während des Krieges entstandenen Schäden sind keine Überlieferungen erhalten. So hat der Pastor Nikolaus Seidel um 1680 für 6-8 Taler, zuzüglich 2 Taler für Bier eine neue Empore errichten lassen. 1687 kaufte er 400 Steine zum Ausbau des Altars und für die Pflasterung der Kirche. Der Mahler Ehlers aus Gardelegen bekam für die Ausgestaltung der Decke und Brüstung 12 Groschen. 1690 bekam der Bildhauermeister Christoph Möller aus Arendsee 7 Taler für den Taufengel und der Schmied für die eiserne Stange 1 Taler und 3 Groschen.

Zwischen 1693 und 1701 wurden an der Stappenbecker Kirche investiert:

1. 23 Taler für Material- und Arbeitslohn bei ausgeführten Maurerarbeiten.

2. 9 Taler und 9 Groschen für 68 (Dannenbretter) Tannenbretter für den Kirchboden 1693

3. 23 Taler für den Glockengiesser.

4. 15 Taler für die Reparatur der Kirchturmuhr

5. 155 Taler für Bauarbeiten am Kirchturm, einschließlich Einrüstung bis zur Spitze.

6. In den 155 Taler für die Turmsanierung sind 15 Taler und 4 Groschen für 8 1/4 Tonnen Bier enthalten (1698)

Die Kirche und Pfarre gehörte zum Gesamtpatronat der Grafen von der Schulenburg. Die Gerichtsbarkeit wurde von diesen, dem Staat und den Rittergütern Büssen und Tylsen ausgeübt.

In einer Urkunde vom 3. Februar 1362 verkaufen derer von der Schulenburg das Holz zu Stappenbeck an den Schulzen und den Priester zu Stappenbeck.

Der erste namentlich bekannte Pfarrer in Stappenbeck ist Heinrich Hartwig. Sein Name ist als Zeuge in einem Kaufvertrag von 17.Juni 1381 genannt. Er ist am 22. April 1421 als Vikar der Marienkirche in Salzwedel Verstorben. Als Erbe hinterließ er den Orten Buchwitz und Stappenbeck "eine Mark guten Silbers" zur Erhaltung der beiden Kirchen. Stappenbeck und Buchwitz bilden eine Kirchgemeinde. Die Kirchgemeinde Mahlsdorf, welche bis 1843 mit der Gemeinde Dambeck eine Parochie gebildet hatte, wurde ab Januar 1844 bei der Kirche zu Stappenbeck eingepfarrt.

Die Dörfer Buchwitz und Stappenbeck scheinen sich nach dem Ende des 30 Jährigen Krieg schnell von den Schrecken erholt zu haben. Sicher waren die Schäden nicht so gravierend wie in den anderen Orten.

Aus den vorhandenen Dokumenten kann man ersehen, dass die Kirche zu Stappenbeck über nicht unerhebliche Mittel verfügt hat. Der Pastor vergibt aus der Kirchenkasse sogar Kredite von Jährlich bis zu 250 Taler an Bauern, aber auch an Handwerker aus Salzwedel und Gardelegen. In der Kasse verbleiben je nach Bedarf 50 bis 100 Taler. Etwa alle zwei Jahre wurde eine Kassenprüfung durch das Schulenburgische Patronat durchgeführt. z.B. 1690 Kassenprüfer der Schulenburgische Gesamtrichter Dr. Enoes Heyland. Anwesend waren der Herr "Pastorius" Nikolaus Seidel und die Kirchenältesten Joachim Kerstens und Asmus Schulz.

Die Kosten waren nicht unerheblich. So mussten für die Prüfung der Kirchenkasse 18 Groschen, später 1 Taler entrichtet werden. Dazu kamen 1 Taler für Zehrung (Mahlzeit) und 18 Groschen für Bier.

1862 ist das Pfarrhaus in Stappenbeck abgebrannt. Für den Wiederaufbau 1871 mußten die Bewohner der Gemeinden Stappenbeck, Buchwitz, Pretzier und Mahlsdorf entsprechende Abgaben aufbringen:

Ackerleute eine Quote

Kossaten 1/3 Quote

Grundsitzer 1/4 Quote

Leider ist nicht überliefert, welchen Wert eine Quote darstellt.

Ebenfalls 1871 wurde das sehr baufällige Backhaus durch einen Neubau ersetzt. Die Kosten beliefen sich auf 560 Reichstaler und 22 Silbergroschen.

Die Pfarrer in Stappenbeck:

um 1381 Heinrich Hartwig

um 1448 Bertold Grieben

um 1540 Stephanus Webike

um 1577 Erasmus Nahrendorf

nach 1583 Joachim Fricke

um 1619 Marcus Ment

1638 - 1661 Johann Flügel

1662 - 1680 Leopold Schröder

1681 - 1703 Nikolaus Seidel

1704 - 1713 Valentin Joachim Tieschen (geb. in Dannenberg, Pfarrer in Ipse 1695 - 1704, Stappenbeck 1704 - 1713, Kremkau 1713 - 1740)

1713 - 1731 Berthold Huldreich Lüdecke (geb. in Salzwedel)

1732 - 1738 Gabr. Heinr. Christoph Menke

1738 - 1776 Caspar Gebhardt Reß

1777 - 1803 Heinrich Christoph Reimann (geb. in Güssefeld)

1894 - 1818 Karl Heinrich Leiß

1818 - 1822 Vakanz

1822 - 1825 Johann Christoph Hilgenfeld (geb. am 12. März 1795 in Krüden, als Sohn des Müllers Hilgenfeld. Bis 1820 Besuch des Predigerseminars in Wittenberg. 1822 - 1825 Pfarrer in Stappenbeck, 1825 - 1835 Beetzendorf, 1835 - 1874 Groß Chüden, gest. 21. Mai 1879.)

1825 - 1866 Christian Wilhelm Borgmann (geb. am 11. April 1801)

1867 - 1900 Andreas Fr. Louis Weschke (geb. am 10. Januar 1830 in Neuhaldensleben, 1859 - 1867 Pfarrer in Neuendorf bei Klötze)

1900 - 1917 Friedrich Otto Herrmann Freybe (geb. am 16. Januar 1867 in Nordhausen, Predigerabschluss am 23. Juni 1895, danach Hilfsprediger in Halle St. Laurentii, ab 1900 - 1917 Pastor in Stappenbeck)

1917 - 1942 Friedrich Hesselbarth (geb. 2. Januar 1875 in Neukirchen, ord. 11. Mai 1904, 1904 - 1916 Pfarrer in Ristedt, 1917 - 1942 Stappenbeck. gest. am 2.Mai 1945)

1943 - 1956 Gerhard Schöne

1956 - 1964 Hellmut Schulz (geb. am 7. Oktober 1914 in Günthersberge (Ostharz), ord. am 15. September 1946, 1946 Hilfsprediger in Dähre, 1947 - 1956 Pfarrer in Altensalzwedel, 1956 - 1964 Stappenbeck, ab 1964 Superintendent in Oschersleben)

nach 1964 Bernd Barthels (geb. am 13. März 1936 in Riga, ord. am 3. Juni 1964 )

 

 

Quellen:

Riedel V Seite 337 Nr.81

Riedel XIV Seite 324 Nr. 330

Kassenbuch des Pfarramtes Stappenbeck 1684 bis 1730

Mündlich überlieferte Sagen zur Klaus Kapelle

Uwe Czubatynski

Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark

Halle 2 000


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