Sanne. Als der Bischof Wilhelm von Havelberg im Jahre 1230 die Kirche im damaligen
Sanne weihte, war der Ort noch ein selbständiges Kirchendorf und gehörte
zum Bistum Havelberg. Ob die Kirche damals schon einige Zeit bestand oder erst
im Weihejahr fertig gestellt wurde, ist nicht überliefert. Sicher ist aber,
daß die damalige Kirche noch ein anderes Aussehen hatte. So wurde der
heutige Turm erst in späteren Jahren hinzugefügt, wobei man gleichfalls
auch den Eingang zur Kirche änderte. In welchem Jahr diese Umbauten stattfanden,
ist urkundlich nicht belegt. Es dürfte aber das 15. Jahrhundert, die Zeit
der zweiten Kirchenbauphase in der Altmark, gewesen sein.
Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, die gotische Spätzeit, war
für die Innenausstattungder Kirche von großer Bedeutung. Die Holzbildhauerei
hatte ihre höchste Blüte errreicht und Meister wie Veit Stoß
(1445-1533) und Tilman Riemenschneider (1455-1531) hervorgebracht. Andachtsbilder
und Schitzaltäre boten den Holzbildhauern ein reiches Betätigungsfeld.
Bedeutendste Objekte der damaligen Zeit wurden die Flügelaltäre.
Kommt man heute in die Sanner Kirche, so fällt der erste Blick sicher auf
den imposanten Flügelaltar. Auch hierbei handelt es sich um eine Arbeit
aus der Zeit der Spätgotik.
Der Künstler, der diesen Altar schuf, blieb namentlich umbekannt. In seinen
bildlichen Darstellungen hat er aber, sicherlich umgewollt, die Zeit seiner
Entstehung festgelegt. So hat er im zentralen Motiv, der Kreuzigung Christi,
die teils trauernden, teils neugierigen Menschen unter dem Kreuz mit Gewändern
und Kopfbedeckungen ausgestattet, wie sie in der zweiten Hälfte des15.
Jahrhunderts in Mode waren. Selbst aus dem römischen Kriegsknecht ist ein
Ritter der damaligen Zeit geworden. So schuf der Künstler neben einer handwerklich
hervorragenden Leistung gleichzeitig ein modisches Dokument seiner Zeit.
Wendet man den Blick vom Altar in Richtung Ausgang, fällt die bebilderte
Brüstung der Empore ins
Auge. Künstler und Entstehugnsdatum bleiben auch hier im Dunkeln. Eine
Deutung der einzelnen Motive setzt aber eine gewisse Kenntnis der biblischen
Geschichte voraus. Hier handelt es sich namlich nicht um eine Bilderbibel, die
in schlichten verständlichen Motiven die christliche Lehre verbreiten soll,
sondern eher um Bilder zum Nachdenken und Vertiefen des Glaubens. Wie weit sie
auch die Gedankenwelt ihrer Entstehungszeit widerspiegelt, muß jeder Betrachter
selbst herausfinden.