Die Sanner Feldsteinkirche

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Von Paul Meitz, Binde im Dezember 1996
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Die Sanner Kirche ist im Jahre 1230 von Bischof Wilhelm von Havelberg geweiht worden               


Schnitzaltar zeigt Gewänder aus seiner Entstehungszeit


Sanne. Als der Bischof Wilhelm von Havelberg im Jahre 1230 die Kirche im damaligen Sanne weihte, war der Ort noch ein selbständiges Kirchendorf und gehörte zum Bistum Havelberg. Ob die Kirche damals schon einige Zeit bestand oder erst im Weihejahr fertig gestellt wurde, ist nicht überliefert. Sicher ist aber, daß die damalige Kirche noch ein anderes Aussehen hatte. So wurde der heutige Turm erst in späteren Jahren hinzugefügt, wobei man gleichfalls auch den Eingang zur Kirche änderte. In welchem Jahr diese Umbauten stattfanden, ist urkundlich nicht belegt. Es dürfte aber das 15. Jahrhundert, die Zeit der zweiten Kirchenbauphase in der Altmark, gewesen sein.
Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, die gotische Spätzeit, war für die Innenausstattungder Kirche von großer Bedeutung. Die Holzbildhauerei hatte ihre höchste Blüte errreicht und Meister wie Veit Stoß (1445-1533) und Tilman Riemenschneider (1455-1531) hervorgebracht. Andachtsbilder und Schitzaltäre boten den Holzbildhauern ein reiches Betätigungsfeld. Bedeutendste Objekte der damaligen Zeit wurden die Flügelaltäre.
Kommt man heute in die Sanner Kirche, so fällt der erste Blick sicher auf den imposanten Flügelaltar. Auch hierbei handelt es sich um eine Arbeit aus der Zeit der Spätgotik.

Empore fällt ins Auge

Der Künstler, der diesen Altar schuf, blieb namentlich umbekannt. In seinen bildlichen Darstellungen hat er aber, sicherlich umgewollt, die Zeit seiner Entstehung festgelegt. So hat er im zentralen Motiv, der Kreuzigung Christi, die teils trauernden, teils neugierigen Menschen unter dem Kreuz mit Gewändern und Kopfbedeckungen ausgestattet, wie sie in der zweiten Hälfte des15. Jahrhunderts in Mode waren. Selbst aus dem römischen Kriegsknecht ist ein Ritter der damaligen Zeit geworden. So schuf der Künstler neben einer handwerklich hervorragenden Leistung gleichzeitig ein modisches Dokument seiner Zeit.
Wendet man den Blick vom Altar in Richtung Ausgang, fällt die bebilderte Brüstung der Empore ins Auge. Künstler und Entstehugnsdatum bleiben auch hier im Dunkeln. Eine Deutung der einzelnen Motive setzt aber eine gewisse Kenntnis der biblischen Geschichte voraus. Hier handelt es sich namlich nicht um eine Bilderbibel, die in schlichten verständlichen Motiven die christliche Lehre verbreiten soll, sondern eher um Bilder zum Nachdenken und Vertiefen des Glaubens. Wie weit sie auch die Gedankenwelt ihrer Entstehungszeit widerspiegelt, muß jeder Betrachter selbst herausfinden.


Kirchenführungen bitte anmelden bei: Helga Hennigs, Dorfstr. 39, 39606 Sanne, Telefon: 039034-605

An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

Hier geht es weiter zum Rundgang um die Kirche , Der Innenraum , mit seinen Fresken
Die Altarbeschreibung durch Dr. W. Stapel aus dem Jahre 1913 - mit Detailansichten
Pressemitteilung: Schallluken zieren die Kirche - Volksstimme v. 12.7.2014


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