Die Feldsteinkirche von Lübbars

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Von Paul Meitz, Binde im Juni 1997
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Lübbarser Kirche hat eine bewegte Vergangenheit / 1540 erstmals erwähnt /Glocke hängt seit 26 Jahren in eigenem Häuschen


1971 Glocke abgeseilt und maroden Turm abgetragen


Lübbars. Unter der wendischen Bezeichnung Lubars wurde der kleine, zur damaligen Zeit 65 Einwohner zählende Ort erstmals 1375 erwähnt. Ob zu dieser Zeit auch schon die Feldsteinkirche errichtet war, ist heute nicht mehr festzustellen. Urkundlich taucht sie sie erstmals bei der vom Kurfürsten Joachim II 1540 angeordneten Kirchenvisitation als Nebenstelle der Kerkauer Kirche auf. Ein Pfarrer war damals nicht vorhanden. Ein Vikar namens Werner Platow versah den Kirchendienst. Die Gemeinde Lübbars zahlte dafür 30 Scheffel Roggen jährlich.

Im Jahre 1883 war die Renovierung geschafft

Die 1583 bis 1598 in drei großen Wellen in der Altmark wütende Pest machte auch vor der Kirchengemeinde Lübbars nicht Halt. Für Jahrzehnte wurde es um das Gemeindeleben still. Erst im Jahre 1718 wird die Kirche wieder erwähnt. Renovierungsarbeiten und umpfangreiche Umbauten waren angefallen und mußten in der Stammgemeinde Kerkau abgerechnet werden.
Nur langsam wuchs die Bevölkerung und erreichte schließlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit 159 Einwohnenrn ihren höchsten Stand. Als Folge wurde die Kirche zu klein. Abhilfe konnte nur noch der Bau einer Empore schaffen. Unter dem Pfarrer Friedrich Wilhelm Stappenbeck war es dann auch endlich so weit. Wie es ihm gelang, daß die Familie von dem Knesebeck, die das Patronatsrecht ausübte und für den Großteil der Kosten aufkommen mußte, ihre Zustimmung gab, ist leider nicht überliefert. Der Kreisbaumeister Hartmann wurde mit den Arbeiten beauftragt, die 1883 zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgeschlossen wurden.
Zu jener Zeit war bei den Gottesdiensten der Zuspruch der Bevölkerung groß. Wie sich der Kirchenälteste Werner Neuschulz noch heute erinnert, galt noch bis zum Ersten Weltkrieg in der Gemeinde das ungeschriebene Gesetz, daß mindestens eine Person von jeder Bauernfamilie und eine vom Gesinde am sonntäglichen Kirchengang teilzunehmen hatte.
In der Zwischenzeit nagte der Zahn der Zeit auch am Kirchengebälk. Rechtzeitig durchgeführte Reparaturarbeiten konnten aber größere Schäden verhindern. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte es bald an Geld und Baumaterial. Besonders der mit Schieferplatten verkleidete Kirchturm war davon betroffen. Schnell wurden die Löcher größer. Der Regen fand fast überall Eintritt. Alle Versuche einer Sanierung scheiterten am fehlenden Geld. Die Folge war eine sich ständig vergrößernde Einsturzgefahr.

Weiterhin Hoffnung auf einen Glockenturm

1970 begann sich der Turm zu neigen. Jetzt mußte gehandelt werden. Als einziger Ausweg blieb nur der Abriß. Am 8. Mai 1971 versammelte sich die Gemeinde zu dieser nicht ungefährlichen Arbeit. Die Glocke wurde abgeseilt und anschließend der Turm in mühevoller Handarbeit abgetragen.
Doch was ist eine Kirche ohne Glocke ? Wer den Gedanken, den Glockenstuhl neben der Kirche neu zu errichten und die Glocke daran aufzuhängen, zuerst hatte, weiß heute niemand mehr. Er fand aber allgemeine Zustimmung. Sieben Tage später, genau am 15. Mai 1971, war es geschafft. Die Glocke hing an ihrem neuen Platz. Die Hoffnung, daß sie wie früher wieder von einem richtigen Turm erschallt, ist aber bis heute noch in der Gemeinde lebendig.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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