Die Feldsteinkirche von Kossebau

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Von Paul Meitz, Binde im Mai 1998
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Die Kossebauer Feldsteinkirche hat einen sehenswerten Schnitzaltar/Trutziges Backsteinportal an der Friedhofsmauer


Bärtiger Männerkopf an der Kanzel gibt Rätsel auf


Kossebau. Die vierteilige Feldsteinkirche, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrunderts als Wehrkirche errichtet, hat im Laufe der Zeit so manche Veränderung über sich ergehen lassen müssen. So wurde ihre Apsis nachträglich erhöht. Dabei wurde auch das Kreuzrippengewölbe entfernt und durch eine schlichte Holzdecke ersetzt. Die Eingänge im Schiff und Chor wurden zugemauert und die meisten Fenster verändert. Ihr wehrhaftes Aussehen hat sie dadurch aber nicht eingebüßt. Die alte Feldsteinmauer des sie umgebenden Friedhofs, mit seinen Anfang das 16. Jahrhunderts errichteten Backsteinportal, verstärt noch dieses Bild.
Heute betritt man die Kirche durch ein Turmportal. Dadurch fällt auch der Blick sofort auf den großen Schnitzaltar in der Apsis, der mit seinen geöffneten Flügeln die ganze Wand einnimmt. Im Jahre 1470 ist das imposante Schnitzwerk eines bis heute unbekannten Künstlers entstanden. Wie die bis in das kleinste Detail ausgearbeiteten Gesichter und Gewänder der einzelnen Figuren beweisen, muß es sich aber um einen wahren Meister seines Fachs gehandekt haben.

Zwölf Apostel sind schwer zuzuordnen

Im Schrein befinden sich , unter reichen Maßwerken, zwei vielfigurige Reliefs. Das linke Relief zeigt die Kreuzigung, während das Rechte die Beweinung zum Thema hat. In den Flügeln entdeckt man die zwölf Apostel in zwei Reihen übereinander. Ihre Zuordnung bereitet aber Schwierigkeiten, da häufig die altbekannten Merkmale fehlen. Den Abschluß bildet ein reich verzierter Blattkamm.
In der Predella, dem Sockel des Altaraufsatzes, ist eine Sakramentsnische eingearbeitet. Sehenswert ist auch die im Jahre 1687 entstandene hölzerne Kanzel. Schlanke, gedehte Säulen ruhen auf Konsolen mit reichem Ranken- und Blattschnitzwerk, oder auf dem Kopf eines Dämons, eines bärtigen Männerkopfes, der noch immer auf seine Zuordnung wartet und somit voller Rätsel ist. Das Kapitel jeder Säule ist mit Blattmustern reich verziert. Auch die Füllung und die Kopfkonsole weisen geschnitzte Rankenmuster auf. Trotz dieses reichen Schnitzwerkes wirkt das Gesamtbild zierlich und nicht überladen. Ein Meisterwerk in seiner Abstimmung.
Die ebenfalls Ende des 17. Jahrhunderts entstandene Empore ist dagegen schlicht und ohne Zierwerk. Warum diese Gegensätze im gleichen Zeitraum entstanden, ist nicht überliefert und heute mit Sicherheit auch nicht mehr zu klären.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen (Schlüssel) bitte anmelden bei: Rudolf Kersten, Dorfstr. 77, 39606 Kossebau, Telefon: 039391-216


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

Hier geht es weiter zum Rundgang um die Kirche , zur Beschreibung des Altars, zu den Innenansichten

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