Die Feldsteinkirche von Königstedt

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Von Paul Meitz, Binde im Juni 1997
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In der Königstedter Feldsteinkirche wacht auf dem Altar ein Adler /Lebensgroßes Bild empfängt den Besucher

Pastor Praetorius setzte sich sein eigenes Denkmal


Königstedt. Der mächtige Turm, hinter dem sich Schiff und Chor wie schutzsuchend anschmiegen, bestimmt auch heute noch das Bild der Königstedter Feldsteinkirche und kann ihre einst wehrhafte Bestimmung nicht verleugnen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, zeugen ihre sauber behauenen Feldsteine von der Sorgfalt der damaligen Kirchenbauer. Doch wie von den den meisten Feldsteinkirchen der Altmark, so ist auch von dieser Kirche über die ersten Jahrhunderte ihres Bestehens nichts bekannt.
Erst unter ihrem Pastor Christoph Praetorius, der von 1647 bis 1677 dort tätig war, tritt sie an die Öffentlichkeit. In seiner Amtszeit fällt nicht nur die Renovierung der Kirche, sondern auch ihre bis zum heutigen Tag erhaltene innere Ausstattung.

Grabplatte von 1647


Betritt man die Kirche, so fällt der Blick unweigerlich auf ein lebensgroßes Gemälde an der linken Wand des Schiffes. Wie die Inschrift verdeutlicht, zeigt es den Pastor Christoph Praetorius in seiner Amtstracht Der Weg zum Altar führt über eine in den Fußboden eingelassene Grabplatte mit foldender Inschrift: "Dieses Grab hat bei seinem Leben zur Erinnerung seier Sterblichkeit verfertigen lassen Christoph Praetorius, Pfarrer zu Gaartz, Vissum und Königstedt, Anno 1647."

Adler atzt seine Jungen

Damit aber noch nicht genug. Auch der Altaraufsatz der Königstedter Kirche ist mehr als sehenswert. Weicht er doch extrem von den sonst üblichen biblischen Darstellungen ab. Im Mittelteil dieses, eher an den Schrankschmuck einer guten Stube erinnernden Aufsatzes, atzt ein Adler seine Jungen. Um das 17. Jahrhundert entstand dieses Schnitzrelief, dessen Deutung noch auf sich warten läßt und sicher noch Generationen von Kirchenforschern beschäftigen wird.
An eine alte Sitte, das Palmsonntagsläuten, erinnert sich in der Gemeinde Königstedt dagegen kaum noch jemand. In früheren Zeiten (wann genau, ist nicht überliefert) herrschte dort die Sitte, am Palmsonntag für mehrere Stunden die Glocken zu läute. Gleichzeitig wurde auch ein Flugrad unter den Torhäusern aufgehängt. Der Sinn des Läutens und des Aufhängens des Flugrades bestand darin, daß soweit der Glockenklang zu hören war, kein Unwetter einen Schaden an den Gebäuden und der Ernte anrichtete. Inwieweit dieser Brauch der Gemeinde wirklich vor Schaden bewahrte, ist nicht überliefert.

An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei: Elsbeth Konietzny, Dorfstr. 14, 29416 Königstedt, Telefon: 039037-695

zuständige Pastorin Henriette Schulz, Tel.: 03901-471159, Dorfstr. 16, 29416 Groß Chüden




Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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