Die Feldsteinkirche von Hilmsen

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Von Paul Meitz, Binde im Februar 2001
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Hilmsener Feldsteinkirche ist eine Fundus für Historiker

Figuren im Schnitzaltar geben Rätsel auf


Hilmsen. Hinter Büschen und Bäumen verborgen, entzieht sich die Hilmsener Feldsteinkirche den Blicken der Durchreisenden. Ende des 13. Jahrhunderts als einteilige Wehrkirche entstanden, wurde sie im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Die größte Veränderung ihres Aussehens erhielt sie im 19. Jahrhundert durch den Anbau eines quadratischen, verputzten Backsteinturmes.
Betritt man die Kirche durch das sich in diesem Turm befindliche Portal, so fällte der Blick durch einen rundbogigen Triumphbogen auf den großen Schnitzaltar.
Ende des 15. Jahrhunders entstanden, befindet sich in seinem Mittelschrein die als Hodegetria bezeichtete Maria, mit dem Kind auf dem linken Arm. Eine Kultfigur, die zu den ältesten Marienbildern gehört. Sie wird aber wegen ihres Strahlenkranzes recht häufig mit der erst im Zeitalter des Barock entstandenen Mondsichel-Madonna verwechselt.
Umgeben ist Maria von vier heiligen Frauen. Es dürfte sich dabei um Anna Selbdritt und die zu den Nothelfern gehörenden Barbara, Katharina und Margareta handeln. Da aber ihre Attribute fehlen, ist diese Zuordnung sicher noch nicht endgültig.
Die acht weiblichen und männlichen Heiligen in den beiden Flügeln warten ebenfalls noch auf ihre genaue Einordnung. Auch hier hat der Künsler die Attribute nicht eingefügt. Für Kirchenhistoriker eine einmalige Gelegenheit zur Forschung.
Das Marienbild ist neben dem Christusbild das Hauptthema der christlichen Kunst. Die ältesten Typen des Marienbildes sind: die als Blacherniolissa bezeichnete Maria in Oranatenstellung; als Hodegetria, mit dem Kind auf dem linken Arm; als Glykophilusa, das Kind liebkosend; und als Nikopia, das Kind vor sich auf dem Schoß haltend.
Während der Gotik wird die stehende Madonna bevorzugt. Die Renaissance wandte sich wieder dem Andachtsbild der thronenden Gottesmutter zu. Dabei wurde sie oft vor einer Landschaft dargestellt.
Im Barock wurde die Verherrlichung Marias thematisch variiert. Sie wurde in eine mit Wolken und Engelsscharen angefüllte Sphäre erhoben. Sie erscheint über der Mondsichel (Mondsichel-Madonna) oder auf der Erdkugel, die Schlange zertretend.
Seit dem 12. Jahrhundert wurden auch Ereignisse aus ihrem Leben, als Marienleben bekannt, dargestellt.
Themen sind unter anderen: Pieta, Maria mit dem toten Sohn auf dem Schoß; Mater Dolorosa, Maria steht als Schmerzensmutter; Maesta, Maria auf dem Thron, umgeben von Engeln, Heiligen und Propheten; als Schutzmantelmadonna, Maria mit einem Mantel, mit dem sie die Vertreter der Stände schützend umfängt; und Maria im Rosenhag.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juli 2008/2012 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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