Feldsteinkirche von Genzien hat eine bewegte Vergangenheit / Turmbau erinnert
an eine Fachwerkkapelle
Genzien. Die dreiteilige Feldsteinkirche von Genzien ist eine der Wehrkirchen,
die Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet wurden. Wie zur damaligen Zeit ihr
Turm ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Das heutige Obergeschoß
des Turmes, das an eine Fachwerkkapelle erinnert, wurde erst im Jahre 1692 auf
die massiven Mauern des Turmes gesetzt. Auch die Fenster wurden, bis auf das
in der Giebelwand des Chores, damals vergrößert.
Jahrhunderte stand die Feldsteinkirche von Genzien im Schatten des Klosters
Arendsee. Zeitweise war sie, wie auch Teile des Dorfes, ganz dem Kloster zugeordnet.
Die Johanniskirche von Arendsee, derzeit ganz unbedeutend, gehörte wiederum
zur Pfarrstelle Genzien. Nach der Reformation wurde statt Genzien dann Arendsee
Pfarrstelle.
Schaut man heute in das Innere der Kirche, ist man von deren Ausstattung überrascht.
Ein großer Rundbogen trennt Schiff und Chor. Die Chordecke besteht aus
einem vierteiligen Kreuzrippengewölbe aus der Stilepoche der Gotik. Da
die Gotik aber in Deutschland vom ersten Drittel des 13. Jahrhundets bis Anfang
des 16. Jahrhunderts im Kirchenbau verwendung fand, ist der Zeitpunkt des Entstehens
dieses Gewölbes nicht bekannt.
Die gerade Holzkassettendecke im Schiff, der Altar und die Kirchenbänke
entstanden um 1780. Die heutige Ausmalung der Kirche wurde aber erst 1909 vom
Berliner Professor Kutschmann entworfen.
Die Kirchenbänke, im satten Blaugrau gehalten, zeigen an der Gangseite
bunte Blumenmotive der Bauernmalerei. Die Fensternischen, der Rundbogen und
die gesamte Decke des Chores sind mit Rankenmustern versehen. Aus den Ranken
der Chorecke schauen die vier Evangelisten auf die Kirchenbesucher herab. Der
Zahn der Zeit, aber vor allem die Feuchtigkeit, haben überall ihre Spuren
hinterlassen. So sind zum Beispiel zwei der Evangelisten so stark beschädigt,
daß sie nur noch schwer zu erkennen sind. An eine Renovierung ist zur
Zeit aber nicht zu denken. Die kleine, aus 75 Gliedern bestehende Kirchengemeinde,
kann die hohen Kosten nicht aufbringen.
Angeschafft wurde vor zehn Jahren aber eine neue Orgel. Sie wurde am 21. Juni
1987 eingeweiht und vom Orgelbaumeister Hüfken aus Halberstadt erbaut.
Zum Nachdenken regt das Wort des Else Wiesel auf der Gedenktafel für die
Opfer des 2. Weltkrieges an, die sich an der Wand neben dem Altar befindet:
"Niemand von uns ist in der Lage, den Krieg auszurotten, aber unsere Pflicht
ist es, ihn zu denunzieren und bloßzustellen in all seiner Abscheulichkeit.
Krieg hinterläßt keine Sieger, nur Opfer."