Die Feldsteinkirche von Genzien

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Von Paul Meitz, Binde im August 1997
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Feldsteinkirche von Genzien hat eine bewegte Vergangenheit / Turmbau erinnert an eine Fachwerkkapelle


Gotisches Kreuzrippengewölbe ziert Decke im Chor


Genzien. Die dreiteilige Feldsteinkirche von Genzien ist eine der Wehrkirchen, die Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet wurden. Wie zur damaligen Zeit ihr Turm ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Das heutige Obergeschoß des Turmes, das an eine Fachwerkkapelle erinnert, wurde erst im Jahre 1692 auf die massiven Mauern des Turmes gesetzt. Auch die Fenster wurden, bis auf das in der Giebelwand des Chores, damals vergrößert.
Jahrhunderte stand die Feldsteinkirche von Genzien im Schatten des Klosters Arendsee. Zeitweise war sie, wie auch Teile des Dorfes, ganz dem Kloster zugeordnet. Die Johanniskirche von Arendsee, derzeit ganz unbedeutend, gehörte wiederum zur Pfarrstelle Genzien. Nach der Reformation wurde statt Genzien dann Arendsee Pfarrstelle.
Schaut man heute in das Innere der Kirche, ist man von deren Ausstattung überrascht. Ein großer Rundbogen trennt Schiff und Chor. Die Chordecke besteht aus einem vierteiligen Kreuzrippengewölbe aus der Stilepoche der Gotik. Da die Gotik aber in Deutschland vom ersten Drittel des 13. Jahrhundets bis Anfang des 16. Jahrhunderts im Kirchenbau verwendung fand, ist der Zeitpunkt des Entstehens dieses Gewölbes nicht bekannt.

Ausmalung erst 1909 entworfen

Die gerade Holzkassettendecke im Schiff, der Altar und die Kirchenbänke entstanden um 1780. Die heutige Ausmalung der Kirche wurde aber erst 1909 vom Berliner Professor Kutschmann entworfen.
Die Kirchenbänke, im satten Blaugrau gehalten, zeigen an der Gangseite bunte Blumenmotive der Bauernmalerei. Die Fensternischen, der Rundbogen und die gesamte Decke des Chores sind mit Rankenmustern versehen. Aus den Ranken der Chorecke schauen die vier Evangelisten auf die Kirchenbesucher herab. Der Zahn der Zeit, aber vor allem die Feuchtigkeit, haben überall ihre Spuren hinterlassen. So sind zum Beispiel zwei der Evangelisten so stark beschädigt, daß sie nur noch schwer zu erkennen sind. An eine Renovierung ist zur Zeit aber nicht zu denken. Die kleine, aus 75 Gliedern bestehende Kirchengemeinde, kann die hohen Kosten nicht aufbringen.
Angeschafft wurde vor zehn Jahren aber eine neue Orgel. Sie wurde am 21. Juni 1987 eingeweiht und vom Orgelbaumeister Hüfken aus Halberstadt erbaut.
Zum Nachdenken regt das Wort des Else Wiesel auf der Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkrieges an, die sich an der Wand neben dem Altar befindet: "Niemand von uns ist in der Lage, den Krieg auszurotten, aber unsere Pflicht ist es, ihn zu denunzieren und bloßzustellen in all seiner Abscheulichkeit. Krieg hinterläßt keine Sieger, nur Opfer."


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei: Familie Hänsel, Dorfstr. 22, 39619 Genzien, Telefon: 039384-2497


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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